"Es geht auch kürzer"
Wir brauchen wieder mehr Zeit für die Pflegebedürftigen“, erklärte Klaus Schoch, Abteilungsleiter im Diözesancaritasverband, bei einer Tagung in Haltern. Er appellierte an die Bereitschaft der Träger in der Pflege, das neue Modell des Bundesministeriums einzuführen. „Denn einfacher ist besser.“
Zudem passe das neue Dokumentationsmodell gut zu den erfolgreichen Instrumenten zur Messung der Qualität in der Pflege („Ergebnisqualität Münster“ – EQMS), die vom Bielefelder Pflegewissenschaftler Dr. Klaus Wingenfeld im Auftrag des Diözesancaritasverbandes Münster erprobt werden.
Mit dem Projekt „Effizienzsteigerung der Pflegedokumentation“ gebe es sowohl für die ambulante als auch für die stationäre Pflege ein Erfolg versprechendes Modell, die Pflegedokumentation ohne Qualitätsverlust zu vereinfachen, berichtete die „Ombudsfrau für Bürokratieabbau“, Elisabeth Beikirch, vom Bundesministerium für Gesundheit. Laut statistischem Bundesamt werden jährlich 2,7 Milliarden Euro in die professionelle Pflegedokumentation investiert. Das entspreche einem Anteil von 13 Prozent der Arbeitszeit der Pflegefachkräfte.
Mit dem neuen Modell einer wissenschaftsbasierten Pflegedokumentation solle die Fachkompetenz der Pflegefachkräfte stärker anerkannt werden und zeitliche Ressourcen für die direkte Pflege „zurück gewonnen“ werden, so Beikirch. Zudem solle der Eindruck einer „angstgetriebenen Pflegedokumentation“ für die Prüfungsinstanzen möglichst vermieden werden.
Beikirch forderte nun eine flächendeckende Implementierungsstrategie und Qualifizierungsoffensive, um das neue Dokumentationskonzept umzusetzen. Notwendig sei nämlich eine hohe fachliche Qualifikation der Pflegekräfte. „Nun sind die Träger von Pflegeeinrichtungen gefragt“, so die Ombudsfrau.
„Die vorgeschlagene Dokumentation erfüllt die gesetzlichen Vorgaben“, stellte Peter Frings, Justitiar im Diözesancaritasverband, eindeutig fest, auch um Trägern die Unsicherheit in haftungsrechtlichen Fragen zu nehmen. Er ermutigte die Pflegeeinrichtrungen, selbstbewusst den Weg der Reduzierung der Dokumentation einzuschlagen.
Jochen Fallenberg, Geschäftsführer des ambulanten Pflegedienstes VICA in Coesfeld, der an der Erprobung der neuen Pflegedokumentation mitgewirkt hat, plädierte für eine Entschlackung der Pflegedokumentation. „Das neue Modell rückt unsere Kompetenzen und Fähigkeiten wieder ins rechte Licht“, so Fallenberg. Die Eigenverantwortlichkeit der Pflegekräfte sei künftig wieder stärker gefordert und habe in seinem Pflegedienst bereits zu einer höheren Akzeptanz der neuen Pflegedokumentation geführt. Der Implementierungsprozess müsse allerdings fachlich gut begleitet werden, forderte der Praktiker.