Video zu den Strategieworkshops
Im Strategieprozess Caritas 2025 haben uns ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeitende, Nutzer und Klienten ebenso wie Kooperationspartner wichtige Rückmeldungen in einer Befragung gegeben. Die Ergebnisse sind in zwei Strategieworkshops intensiv diskutiert worden. Auf dieser Basis wurden sieben Thesen zur Zukunft der Caritas formuliert. Sie sollen den Trägern und Einrichtungen Anregungen und Impulse für Debatten um die Zukunft der Caritas bieten.
1. Caritas gestaltet Zukunft auf Basis einer breiten Verständigung
Auch in 20 Jahren wird es noch eine Caritas geben. Wenn wir diese Zukunft als Caritas aktiv und produktiv gestalten wollen, braucht es sicher eine Vielzahl von Kompetenzen. Doch zunächst und allererst braucht es einen vielstimmigen und offenen Diskurs. Es sind immer wieder Diskursgelegenheiten und Beteiligungsformen zu schaffen, um über die Zukunft, ihre Herausforderungen und die Gestaltungsmöglichkeiten der Caritas nachzudenken.
2. Unterschiedliche und zum Teil widersprüchliche Erwartungen sind eine Herausforderung
Der Beitrag der Caritas zur Zukunft wird sich nicht stromlinienförmig aus der Gegenwart ableiten lassen. Nur aus einer breiten Verständigungsbasis heraus wird es möglich, Spannungen und Widersprüche, die sich in unterschiedlichen Erwartungen und Zukunftsvorstellungen von Caritasakteuren artikulieren, zu nutzen. So braucht es die Auseinandersetzung mit scheinbar gegensätzlichen Einschätzungen, wie sie die Erhebungsergebnisse zutage geführt haben:
- Es wird Wachstum prognostiziert - und gleichzeitig Rückgang von Ressourcen.
- Die Caritas ist sehr groß - Innovationen finden eher in kleinen Einheiten statt.
- Es gibt knappe Ressourcen - es bedarf vielfältiger Möglichkeiten zum Experimentieren.
- Die Vielzahl der Träger, Einrichtungen und Dienste - Gefahr unproduktiven Wettbewerbs oder Chancen zur Vernetzung?
3. Zukunftsperspektiven gewinnen durch Besinnung auf Kernkompetenzen
Die Caritas im Bistum Münster hat Stärken, die es in die Gestaltung der Zukunft einzubringen gilt:
- Caritasarbeit hat hohes sinnstiftendes Potenzial.
- Die Vielzahl von Einrichtungen und Diensten steht für differenzierte Angebote, eine hohe Präsenz und produktive Kooperationsmöglichkeiten.
- Die Caritas hat einen besonderen Auftrag für die benachteiligten Menschen am Rande der Gesellschaft. Sie folgt dem christlichen Anspruch auch da zu sein, wo nur Wenige hingehen: Arme, Arbeitslose, Schuldner, Einsame. Für eine kompetente Umsetzung dieses Anliegens kann Caritas auf Bewährtes setzen. Zugleich ist sie bereit, ihre Kernkompetenzen als Fürsprecherin benachteiligter Menschen zu erweitern und moderne, kreative Wege etwa in der Lobbyarbeit und politischen Interessenvertretung zu gehen.
4. Gemeinsame Entwicklungspotentiale für Caritas und Pastoral
Beeindruckend viele Menschen setzen in der Caritas auf eine enge(re) Verbindung zur Pastoral. Die vielfältigen Sorgen um die Zukunft der Kirche, nicht selten auch geäußerte Kritik, werden in der Caritas sehr ernst genommen. Die Veränderungsprozesse im Bistum werden als hoch relevant für die Caritas als kirchliche Akteurin angesehen. Der Kulturwandel im Bistum hin zu einer Kirche, die Beziehung stiftet, verlangt entsprechend eine klare Positionierung und einen aktiven Beitrag der Caritas in diesem Kontext.
Gleichzeitig gelten gemeinsame Projekte, Aktionen und Kooperationen vor Ort offensichtlich als Hoffnungsträger für eine gelingende zukünftige Entwicklung, von der Pfarreien und Caritasorganisationen sich Nähe zu den Menschen versprechen (Hospize, Gemeindecaritas, Kindergärten ...). An dieser Stelle liegt eine Stärke der Caritas als innerkirchliche Partnerin. Sie verfügt durch ihre Arbeit über besondere Zugänge zu allen gesellschaftlichen Milieus. Sie vermag es so, die christlichen Anliegen von Kirche in den Sozialraum zielgenau einzubringen.
5. Erfolgssicherung für und durch Mitarbeitende der Caritas
Caritas bewegt Menschen und setzt auf Menschen. Menschen sind ihr wichtigstes Anliegen und zugleich ihre wichtigste Ressource. Um weiterhin engagierte Mitwirkende für die Caritas gewinnen zu können, gibt es drei Schlüssel:
- Kompetenzen fördern: Menschen - insbesondere Nachwuchskräfte - ausbilden, Fachkräfte und Führungskräfte fortbilden
- Zum Mitmachen einladen: Beteiligung fördern, insbesondere auch durch Vergegenwärtigung zukünftiger Engagement-Bedingungen
- Innovations- und Vielfaltskultur pflegen: Auf das innovative, kreative Potenzial von Mitwirkenden mit ihren unterschiedlichen Stärken setzen und dafür Freiräume bieten
6. Eine digitale Agenda als Anforderung und Chance
Caritas 2025 hat gezeigt, dass die Affinität/der Umgang mit den technischen Möglichkeiten sehr unterschiedlich ausgeprägt sind, aber grundsätzlich die Erkenntnis überwiegt, dass Anschluss an die Anforderungen der Digitalisierung gehalten werden muss. Nur so lassen sich die Möglichkeiten der - gesamtgesellschaftlich gesehen "revolutionären" - Entwicklungen nutzen. Caritas wird die Chancen für die Hilfesuchenden, für bessere Teilhabe und gute Dienstleistungen, für Bildung und Verständigung auszumachen haben und in die Entwicklung ihrer Arbeit einbinden. Gleichzeitig wird sie darauf achten, dass die Gefahren von Ausgrenzung, Vereinsamung und Missbrauch erkannt und bekämpft werden. Die vielen Schritte, die dabei zu gehen sind, bedürfen einer differenzierten Agenda, an der sich Viele beteiligen.
7. Schlüsselkompetenz: Mut zu Neuem
Die unerwartet vielen Rückmeldungen im Prozess Caritas 2025 machen Mut. Sie dokumentieren das engagierte Wirken der Akteure der Caritas und machen deutlich: Caritas ist bereit, sich auf Neues einzulassen, sich etwa für soziale Innovationen, für sozial-unternehmerisches Denken und Handeln zu öffnen. Diese Haltung ist eine Gelingensbedingung dafür, den gesellschaftlichen, politischen und technischen sowie sozialen und kulturellen Umbrüchen gerecht zu werden und die Anliegen der Caritas auch in Zukunft einzubringen und zu verwirklichen. Caritas braucht Mut, hat Mut und geht mutig weiter voran.
Caritas2025 startet
"Wir wollen die Zukunft sozial gestalten", gab Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann vor gut 100 Vertretern der Mitgliedsverbände und Einrichtungen in Münster das Ziel vor. Auch die soziale Arbeit ist einem ständigen Wandel unterworfen und muss sich den Gegebenheiten der Zeit anpassen.
"Die Digitalisierung beschäftigt uns in vielen Facetten", erklärte Kessmann. Immer größere Datenmengen müssen in der Verwaltung bewältigt werden. Aber wie können Verbände und Einrichtungen damit Schritt halten? Viele weitere Fragen stellen sich: Wie kann der Einsatz von Elektronik Mitarbeiter in der Pflege entlasten oder lässt der Datenschutz die Abstimmung von Dienstplänen der Mitarbeiter untereinander mit WhatsApp zu?
Der demographische Wandel trifft die Caritas in der Pflege gleich doppelt: Immer mehr Patienten in den Sozialstationen und Bewohner in Altenheimen auf der einen Seite, aber immer weniger junge Menschen, die einen Pflegeberuf erlernen können. "Umso stärker müssen wir um sie werben und dieses Berufsfeld attraktiv gestalten", sagt Kessmann.
Nicht unberührt lässt die Caritas als katholischer Wohlfahrtsverband die künftige Stellung der Kirche in der Gesellschaft, wenn sie weiterhin Mitglieder verliert und ihr Einfluss schwindet. Schon die Fusionen haben ihre Rolle vor Ort verändert. In der Befragung erhofft sich der Vorsitzende des Diözesancaritasverbandes, Domkapitular Josef Leenders, "Hinweise, in welchen Arbeitsfeldern die besten Chancen einer Zusammenarbeit mit den Kirchengemeinden gesehen werden".
Eine Strategie muss insgesamt für die künftige Rolle der Caritas in der Gesellschaft gefunden werden. "Wir wollen, dass das Soziale wieder an Gewicht gewinnt", sagt Heinz-Josef Kessmann. Die anwaltschaftliche Rolle der Caritas zu stärken, sei deshalb eine Option.