Mehrwert sozialer Dienstleistungen - zwischen Sozialbilanz und Transparenz
Ertrag sozialer Arbeit lässt sich beziffern
Caritas will Kosten und Ertrag aufzeigen/Markt bewegt sich auf 100 Milliarden Euro zu -
Behindertenwerkstätten entwickeln Verfahren
Die Kosten lassen sich schon zusammen rechnen. Auf 100 Milliarden Euro im Jahr bewegen sich die Kosten für soziale Dienstleistungen bundesweit zu. Aber das Ergebnis bleibt noch im gefühlten Bereich. Die Caritas in der Diözese Münster will hier Klarheit schaffen und den Gewinn sozialer Arbeit beziffern. Neben der individuell spürbar verbesserten Lebensqualität stehen den Ausgaben an Steuer- und Beitragsgeldern Einnahmen ebenfalls in Milliardenhöhe entgegen. Über diesen "von Wirtschaftswissenschaftlern sogenannten "social return on investment" müssen wir informieren", forderte Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann auf einem Fachforum der Caritas zum Thema "Der Mehrwert sozialer Dienstleistungen - zwischen Sozialbilanz und Transparenz" am Mittwoch in Münster. Im Rahmen ihres strategischen Ziels "Qualität bewusst machen - Transparenz schaffen" setzt sich die Caritas in der Diözese Münster dafür ein, Sozialbilanzen einzuführen.
Prof. Dr. Bernd Halfar (Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt) benannte als ein Beispiel für messbaren Gewinn die Kinderbetreuung, die es Eltern ermögliche, schon frühzeitig in den Beruf zurückzukehren. Er plädierte dafür, in den Verhandlungen mit Kostenträgern vom Ergebnis her zu denken und weniger wie bislang in Stellenplänen und Standards, von denen keiner so recht wisse, ob sie tatsächlich noch richtig seien. Das System biete derzeit "zu wenig Anreiz für Innovationen".
Mit klassischem Controlling sind die Effekte der Sozialarbeit "schwierig zu greifen", sagte Halfar. Aber im Bereich der Behindertenhilfe seien inzwischen Verfahren entwickelt, die eine objektive Messung der Wirkung ermögliche. Die Ergebnisse könnten sowohl gesamt für die Gespräche mit den Kostenträgern dienen als auch in der individuellen Hilfeplanung für den betreuten Klienten.
Sozialarbeit "produziere" sowohl einen persönlich spürbaren Gewinn an Lebensqualität für den einzelnen Menschen als auch volkswirtschaftliche Gewinne für die Gemeinschaft in Form von vermiedenen Kosten oder Vorteilen für die Wirtschaft. Wenn durch die Förderung in der Tageseinrichtung beispielsweise die Bildungschancen für Kinder aus schwierigen Verhältnissen oder aus Familien mit Migrationshintergrund verbessert würden und sie damit künftig als Fachkräfte zur Verfügung stünden, habe dies durchaus einen messbaren Geldwert, so Halfar.
Der Vortrag von Andè Jethon vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe wird in Kürze nachgereicht.