Das neue Kardinal-von-Galen-Heim der Caritas Oelde ist nach dem höchsten KfW Effizienzhaus-Standard 40+ gebaut. 104 alte Menschen werden hier ab April wohnen. Finanziell möglich war dies allerdings nur mit Förderung der KfW, betont Christoph Roer von der Stabsstelle Bauwesen im Diözesancaritasverband, der das Projekt vorbereitet und in der zweijährigen Bauzeit begleitet hat.
Roer hofft, dass die derzeit ausgesetzte Förderung neu aufgelegt wird, denn weitere Ersatzneubauten stehen an, konkret derzeit ein Altenheim der Caritas Recklinghausen. Abgesehen von der Notwendigkeit, das Klima zu schützen, zeigten die aktuell stark gestiegenen Preise die Notwendigkeit des energiesparenden Bauens. Besonders eingesetzt für das Konzept hat sich nicht zuletzt Pfarrer Karl-Hermann Kemper. Seit Anfang des Jahres ist er Kreisdechant in Recklinghausen, so dass Roer hofft, auch das neue Projekt mit hohem Energiesparstandard umsetzen zu können.
Wie stark der Verbrauch sinken kann, zeigt sich im Vergleich. Diplom-Ingenieur Tobias Tarner, der die Technik dafür geplant hat, rechnet mit einem Primärenergieverbrauch von nur noch 26 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr. Bei einem Altbau aus den 70er Jahren liegt der Wert bei bis zu 400 kWh, also mehr als 15fach so hoch. Alles in allem rechnet Tarner mit 190 Tonnen CO2 weniger pro Jahr als im benachbarten Altbau.
Tatsächlich stammt das bisherige Kardinal-von-Galen-Heim, aus dem die alten Menschen Ende März umziehen sollen, von 1975. Die noch vorhandenen Doppel- in Einzelzimmer umzubauen und auf den aktuellen technischen Standard zu kommen, wäre nicht wirtschaftlich möglich gewesen, erklärt Christoph Roer. Deswegen entschloss sich die Kirchengemeinde St. Johannes als Träger für den Neubau. Abgerissen wurde dafür das auch aus den 70er Jahren stammende Pfarrheim. Stattdessen können im Neubau großzügige Gemeinschaftsräume sowohl vom Altenheim als auch von der Gemeinde genutzt werden. Für Roer ist dieses Zusammengehen von Kirchengemeinde und Caritas zukunftsweisend: "Daraus ergeben sich viele Synergien."
Von dem Aufwand, den Architektin Anne Linnemannstöns aus Münster zur Erreichung des Standards 40+ planen musste, werden die Bewohner wenig sehen. Die Wände sind mit der maximalen Dicke von 26 Zentimetern gedämmt, spezielle Fensterrahmen mit speziellem Dreifachglas eingebaut und eine permanente Lüftung mit Wärmerückgewinnung reduziert den Energieverlust. Eine Photovoltaikanlage auf den großen Dachflächen mit Speicher sorgt zusammen mit dem Blockheizkraftwerk dafür, dass 80 Prozent des benötigten Stroms selbst produziert werden können.
Altenheimleiterin Birgit Herfort hat neben der Ersparnis den höheren Komfort für die Bewohner im Blick. Die Lüftung vermeidet das gerade für ältere Menschen unangenehme Gefühl, "dass es zieht". Nach wie vor lassen sich die Fenster aber öffnen und kann mal schnell durchgelüftet werden. Angenehmer wird es auch für die Mitarbeitenden in der Küche, die die Kita nebenan mitversorgt. Die gesonderte Lüftung verfügt ebenfalls über Wärmetauscher und zusätzlich über eine Wärmepumpe. "Damit können wir im Sommer auch kühlen", beschreibt Tobias Tarner den Vorteil.
Insgesamt sind die Investitionen nicht unerheblich, aber sie reduzieren die Betriebskosten für die Bewohner deutlich . "In dem engen Finanzkorsett der Altenheim-Finanzierung ist das nur mit Fördermitteln möglich", sagt Christoph Roer. Neben den KfW-Mitteln habe es weiterer Zuschüsse bedurft. Das Bistum Münster hat mit einem Investitionskostenzuschuss den Ersatz der durch den Abriss des Pfarrheims entfallenen Flächen unterstützt.
Nicht so einfach ist auch der wirtschaftliche Betrieb. Inzwischen eher ungewöhnlich ist das Kardinal-von-Galen-Heim keinem Trägerverbund angeschlossen sondern eigenständig. Die Pfarrei sehe es ganz bewusst als Teil der Gemeindearbeit und wolle die Eigenständigkeit erhalten, erklärt Geschäftsführerin Birgit Schwichtenhövel. Die Landesvorgaben machen das nicht leicht. Eigentlich ist die Platzzahl bei 80 gedeckelt. Nur weil es ein Ersatzbau ist, wurden wieder 104 Plätze genehmigt, die auch dem Bedarf in Oelde entsprechen würden - allerdings mit der Auflage davon zwölf Kurzzeitpflegeplätze vorzuhalten. Was einen höheren Aufwand wegen des häufigeren Wechsels bedeute. Problem bei kleineren Häusern sei auch, dass kaum eine eigene Küche unterhalten werden könne. Aber die, so Birgit Schwichtenhövel, sei ganz wichtig für die alten Menschen und im Kardinal-von-Galen-Heim für ihre Qualität geschätzt.
022/2022 (hgw) 2. März 2022