In den Neubau parallel zur Straße sind Anfang des Jahres mehrere Wohngruppen eingezogen, die Baugenehmigung für den zweiten Bauabschnitt liegt vor. Hier wird nicht nur die Diagnoseklasse Platz finden, sondern es werden unter anderem auch Kreativräume für den Freizeitbereich und für Therapie- und Trainingsangebote entstehen.
Schon vor gut zwölf Jahren hatte Schloss Horneburg einen Teil des Gebäudes für die Diagnoseklasse angemietet, 2014 konnte das Förderschulinternat das Grundstück an der Magdalenenstrasse mit dem Gebäude der ehemaligen Grundschule Horneburg von der Stadt Datteln erwerben. Zunächst habe es die Idee der Umsetzung eines Quartiersprojektes gegeben, bei dem Jugendhilfe und Altenhilfe voneinander hätten profitieren können. Doch diese Pläne zerschlugen sich und bei den weiteren Überlegungen stellte sich die Bausubstanz als zu schlecht heraus. Die alte Grundschule auf modernen Stand zu bringen wäre zu teuer geworden. Der jetzt bezogene Neubau mit Fassadenelementen, die die Hausfarben von Schloss Horneburg aufgreifen, ist Ergebnis eines Architektenwettbewerbs, aus dem das münsteraner Büro Danne & Linnemannstöns als Sieger hervorging.
Mit dem Neubau hat die Jugendhilfe-Einrichtung in Trägerschaft des Diözesancaritasverbandes Münster ihr Angebot erweitert. Im Erdgeschoss des Neubaus ist die Systemische Wohngruppe eingezogen. Im ersten Obergeschoss wurde das neue Angebot "Gruppe zur Unterstützung und Stabilisierung von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Belastungen und Erkrankungen" platziert und unter dem Dach ist im zweiten Obergeschoss das Verselbständigungsangebot für Jugendliche eingezogen.
Margit Kocnar ist froh, dass all die Provisorien, die in den vergangenen Jahren organisiert werden mussten, mit dem zweiten Bauabschnitt enden können. Architektin Anne Linnemannstöns rechne mit einer Bauzeit von anderthalb Jahren. Wermutstropfen dabei: Wegen der gestiegenen Preise wird dieser kleinere Teil wohl genauso viel kosten wie der weit größere zweite Bauabschnitt. Derzeit muss sich die Diagnoseklasse nach dem Abriss der Grundschule den Raum mit der Tagesgruppe am Schloss teilen.
Als Modellprojekt gestartet, ist die Diagnoseklasse längst ein fester Bestandteil des Angebots der Jugendhilfe-Einrichtung und so stark nachgefragt, dass es eine Warteliste gibt. Aufgenommen werden Kinder und Jugendliche, die zum Teil über zwei Jahre keine Schule besucht haben. "Es gibt immer mehr Kinder, deren Schulstatus nicht klar ist oder die ausgeschult sind wegen ihres herausfordernden Verhaltens", erklärt Kocnar. Sie einfach wieder in eine andere Schule zu schicken, "ist zum Scheitern verurteilt".
Die Diagnoseklasse ist eine Kooperation der Martin-Luther-King Schule mit dem Förderschulinternat Schloss Horneburg. Hier werden sechs Schülerinnen und Schüler von einer Sonderpädagogin der Schule und einem Sozialpädagogen aus dem eigenen Team darauf vorbereitet, wieder am regulären Schulunterricht teilnehmen zu können. In aller Regel gelinge das innerhalb von 20 Wochen, was einem Schulhalbjahr entspreche. Dafür ende die Begleitung nicht um 12 Uhr mit der Förderung in der Klasse, sondern gehe am Nachmittag in den Gruppen weiter. Regelmäßige Beratungen mit den Mitarbeitenden in den Gruppen kommen hinzu, so Kocnar.
Eine Ausweitung der Platzzahl bringt das neue Gebäude nicht mit sich. Weiterhin bietet Schloss Horneburg 120 Plätze für Kinder und Jugendliche an, die von rund 70 Mitarbeitenden, davon 40 im pädagogischen Bereich, begleitet werden. Eine Einweihungsfeier für den ersten Bauabschnitt ließ die Pandemie nicht zu, die soll aber nachgeholt werden, wenn das Gesamtgebäude fertiggestellt ist, versichert Margit Kocnar.
046-2022 (hgw) 10. Mai 2022