Mara Hintermann und Anna Ortmann (v.l.) lernen im dritten Lehrjahr der generalistischen Pflegeausbildung an der carecampus Pflegeakademie in Coesfeld. An Pflege-Puppe „Hilde“ demonstrieren sie Diözesancaritasdirektor Dominique Hopfenzitz ihr Wissen.Foto: Juliane Büker / Caritas im Bistum Münster
Im Pflege-Demonstrations-Raum des carecampus liegt Hilde in einem Pflegebett. In ihrem Zimmer steht ein Küchenschrank, Eiche rustikal, und ein Sofa. Hilde wiegt knapp 50 Kilo - und ist eine lebensgroße Pflegepuppe. An ihrem Modell werden die 233 Schülerinnen und Schüler der Pflegeakademie im Kreis Coesfeld für ihren Einsatz in der Pflege vorbereitet. Der neue Vorstand der Caritas im Bistum Münster war am 27. Oktober 2022 zu Gast beim Caritasverband im Kreis Coesfeld. Auf der ersten Station ihrer Tour durch das Bistum Münster besuchte der Vorstand den carecampus zum Austausch mit Akademieleitung und Auszubildenden - und durfte auch selbst am Modell üben.
Wie hilft man einer Pflegebedürftigen, sich aufzusetzen? Und wie schont man dabei den eigenen Rücken? "Vor 20 Jahren hat man das noch anders gemacht!", beobachtete Dominique Hopfenzitz, Direktor der Caritas im Bistum Münster, nach der Präsentation von Mara Hintermann und Anna Ortmann. Die beiden 20-Jähriginnen lernen im dritten Lehrjahr der generalistischen Pflegeausbildung an der Pflegeakademie und absolvieren den praktischen Teil ihrer Ausbildung bei den Christophorus-Kliniken in Coesfeld. Damit gehören sie zum ersten Jahrgang nach der Umstellung von spezialisierter Ausbildung beispielsweise zur Altenpflegerin oder Krankenschwester - hin zu einer generalistischen Pflegeausbildung zur Pflegefachfrau.
2020 startete die generalistische Pflegeausbildung - in diesem Jahr öffnete auch der carecampus seine Tore. Kein Zufall, verriet Christian Germing, Vorstand des Caritasverbandes im Kreis Coesfeld. "Der carecampus bietet für eine generalistische Ausbildung beste Voraussetzungen, denn hier arbeiten zwei Pflegeschulen und Pflegepädagogen aus ursprünglich unterschiedlichen Fachrichtungen, nämlich Altenpflege und Gesundheitspflege, zusammen." Das sei in der Region ein Alleinstellungsmerkmal der Pflegeakademie im Kreis Coesfeld, sagte Germing.
In der generalistischen Pflegeausbildung durchlaufen die Auszubildenden alle Einsatzbereiche der Pflege. Neben der Möglichkeit, viel zu lernen, bedeutet das auch, sich oft in neue Stationsteams einzufinden. Dafür müsse man der Typ sein, sagen die Auszubildenden, aber "für mich wäre es im Büro auch viel zu langweilig nur Zettel zu bearbeiten", sagte Mara Hintermann, zufrieden mit ihrer Entscheidung für die Pflegeausbildung. Die Dankbarkeit der Menschen mache den Beruf für sie besonders. Was außerdem wenig bekannt ist: Die Ausbildung zur Pflegefachkraft ist in Deutschland auf Platz zwei der bestbezahlten Ausbildungsberufe mit 1.100 Euro im ersten Lehrjahr.
Ab 2023 möchte die Pflegeakademie ihr Angebot erweitern und auch die einjährige Ausbildung zum Pflegefachassistenten anbieten. Sie erfordert weniger hohe schulische Anforderungen und sei deshalb beispielsweise eine Chance für pflegeinteressierte Migrantinnen und Migranten mit Sprachbarriere. "Problematisch ist aktuell, dass die Ausbildung zum Pflegeassistenten für Migranten ohne Aufenthaltstitel nicht anerkannt wird, um den Aufenthalt zu sichern", sagt Hopfenzitz, "hier und auch bei der grundsätzlichen Anerkennung von ausländischen Pflegeausbildungen brauchen wir dringend Veränderungen in der Politik."
Pia Stapel, Vorsitzende der Caritas im Bistum Münster, und Dominique Hopfenzitz bilden seit August dieses Jahres gemeinsam mit Pfarrer Dr. Christian Schmitt den Vorstand der Caritas im Bistum Münster. Auf einer mehrtägigen Tour durch das Bistum Münster besuchen sie Caritasverbände und Einrichtungen, um die Caritasarbeit vor Ort zu erleben und mit Akteuren ins Gespräch zu kommen.
Die Caritas im Bistum Münster ist für Menschen in Notsituationen da. Ob Jung oder Alt, Alleinstehend oder Großfamilie, mit Behinderung oder Migrationshintergrund, körperlicher oder psychischer Erkrankung. Unter dem Motto "Not sehen und handeln" sind 80.000 hauptamtliche Mitarbeitende und 30.000 Ehrenamtliche rund um die Uhr im Einsatz. Für die Hilfe vor Ort sorgen 25 örtliche Caritasverbände, 18 Fachverbände des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) und 3 des SKM - Katholischer Verein für Soziale Dienste. Hinzu kommen unter anderem 68 Kliniken, rund 150 Einrichtungen der Behindertenhilfe, 232 Altenheime und 18 stationäre Einrichtungen der Erziehungshilfe.
085-2022 (bü) 28. Oktober 2022