Auf dem Weg dahin sieht er allerdings einige Herausforderungen auf den katholischen Wohlfahrtsverband mit seinen rund 2.600 Diensten und Einrichtungen im nordrhein-westfälischen Teil des Bistums zukommen, für die Lösungen gefunden werden müssen. Die rasant fortschreitende Digitalisierung zum Beispiel, die sich nicht in der Frage des künftigen Einsatzes von Pflegerobotern erschöpft.
"Wir wollen nicht von der Zukunft überrascht werden, sondern die Entwicklung der sozialen Arbeit aktiv selbst gestalten", sagt der Vorsitzende des Diözesancaritasverbandes, Domkapitular Josef Leenders. Der Startschuss fiel auf der Delegiertenversammlung am Freitag, 55.000 Broschüren mit Fragebögen werden in den kommenden Tagen an alle örtlichen Verbände und Träger von Einrichtungen versandt. Online kann der Fragebogen auf www.caritas2025.de ausgefüllt werden. Dazu aufgefordert sind nicht nur alle rund 55.000 hauptamtlichen Mitarbeiter, sondern auch Ehrenamtliche sowie Bewohner der Einrichtungen, Patienten der Pflegedienste und Krankenhäuser oder Klienten der Beratungsstellen.
Die soziale Arbeit ist einem ständigen Wandel unterworfen und muss sich der Zeit anpassen. "Aktuell beschäftigt uns dabei sehr die Frage der Digitalisierung in vielen Facetten", erklärt Kessmann. Das reicht vom Einsatz von Elektronik zur Entlastung der Mitarbeiter in Altenheimen und Sozialstationen über die immer größeren Datenmengen, die in der Verwaltung bewältigt werden müssen, bis zu Fragen des Datenschutzes bei der Abstimmung von Dienstplänen über WhatsApp zum Beispiel.
Eine große Zukunftsfrage bleibt der demographische Wandel, der die Caritas vor allem in der Pflege gleich doppelt trifft. Bei immer mehr älteren und pflegebedürftigen Menschen steigt die Nachfrage in Sozialstationen und Altenheimen. Aber es gibt immer weniger jüngere Menschen, die einen Pflegeberuf ergreifen können. "Umso stärker müssen wir um sie werben und dieses Berufsfeld attraktiv gestalten", sagt Kessmann.
Eine Frage, die auch in der Umfrage gestellt wird, betrifft die künftige Stellung der katholischen Kirche. Wenn sie weiter Mitglieder verliert und damit ihre politische und gesellschaftliche Rolle geschwächt wird, lasse das auch die Caritas nicht unberührt, ist sich Domkapitular Leenders bewusst. Schon die Fusionen hätten gezeigt, dass sich die Rolle der Caritas in den Gemeinden verändere. "Hier erhoffen wir uns in der Befragung Hinweise, in welchen Arbeitsfeldern die besten Chancen einer Zusammenarbeit mit den Kirchengemeinden gesehen werden", sagt der Caritas-Vorsitzende.
Eine Strategie gilt es auch insgesamt für die künftige Rolle der Caritas in der Gesellschaft zu finden. "Wir wollen, dass das Soziale wieder an Gewicht gewinnt", gibt Heinz-Josef Kessmann die Richtung vor. Wenn es der Mehrheit gut gehe und die Wirtschaft brumme, "werden die Menschen am Rande gerne übersehen". Die Zahl der Langzeitarbeitslosen beispielsweise bleibe fast unverändert hoch. Die anwaltschaftliche Rolle der Caritas zu stärken, sei deshalb eine Option. "Da möchten wir in der Umfrage wissen, wie intensiv wir uns künftig für welche sozial benachteiligte Gruppe einsetzen sollen", erklärt Kessmann.
Im Herbst sollen die Ergebnisse in sechs regionalen Veranstaltungen mit Vertretern der Verbände und Einrichtungen diskutiert werden, im kommenden Sommer sollen die Strategien vorliegen, die der Caritas in der Diözese Münster für die kommenden Jahre Orientierung geben können. Dabei soll auf den "Wegmarken" aufgebaut werden, die der Deutsche Caritasverband in seinem bundesweiten Strategieprozess Caritas2020 erarbeitet hat. "Die müssen wir für unsere Diözese herunterbrechen und weiter in die Zukunft führen", sagt Domkapitular Josef Leenders.
040-2017 (hgw) 7. Juli