Die Spezialklinik für Gerontopsychatrie ist eines von vielen Beispielen auf dem weitläufigen Gelände und in der Präsentation von Geschäftsführer Stephan Dransfeld für den Wandel von Sozialarbeit und Medizin in den letzten Jahrzehnten.
Hier startete die Jubiläumstour des Diözesancaritasverbandes Münster am Mittwochmorgen. Dass vor allem der Wandel beständig ist, wird der rote Faden in den sieben Tagen sein, in denen der Vorsitzende, Domkapitular Josef Leenders, und Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann mit den Abteilungsleitern die verschiedensten Arbeitsfelder der Caritas besuchen werden. Kessmann freute sich über die Gelegenheit, hier die Arbeit der Caritas in der Praxis vor Ort zu erleben.
Vor wenigen Jahren konnten die Alexianer selbst ihr 125jähriges feiern. Der Blick ist aber immer nach vorn gegangen, insbesondere in der jüngeren Vergangenheit. Wohnten vor rund 15 Jahren noch 500 Menschen mit Behinderungen in den alten Gebäuden, sind es heute nur noch 80. Rundum sind dezentrale Wohngruppen entstanden, die Werkstatt verteilt sich heute auf vier Standorte.
Vor allem sind viele neue Angebote hinzugekommen, weil der Bedarf erkannt worden ist. Haus Thomas zum Beispiel, in dem geistig wie psychisch behinderte Menschen mit Pflegebedarf wohnen. Weil der Standort recht abgelegen ist, bemühens sich die Mitarbeiter besonders, eine wohnliche Atmosphäre zu schaffen, haben über Ebay aus ganz Nordrhein-Westfalen die Einrichtung für eine gemütliche Kneipe zusammen gesucht und ein Wohnzimmer aus Nordwalde verlagert.
Im Fokus der Öffentlichkeit steht vor allem die Forensik, die 2011 eröffnet worden ist. Bewusst angelegt wie ein "Münsterland-Dorf" mit Kapelle in der Mitte ist dies "weltweit die einzige katholische Forensik und die einzige für intelligenzgeminderte Patienten", erläuterte der ärztliche Direktor Prof. Dr. Dieter Seifert. Diese besondere Gruppe habe bislang wenig Beachtung gefunden und man habe dafür ein neues Konzept entwickeln müssen.
Ziel sei die Wiedereingliederung in die Gesellschaft. Seit dem 1. August fordere der Gesetzgeber auch, diese Möglichkeit nach sechs und zehn Jahren zu überprüfen. Nur bei besonders schweren Taten sei ein längerer Aufenthalt noch möglich. In der Christophorus-Klinik müsse ständig der "Spagat zwischen Therapie und Sicherheit" gelingen. Es zeige sich im Ergebnis, dass die unbedingt angestrebte Wiedereingliederung umso erfolgreicher sei, je kleinschrittiger sie angegangen werde. Tatsächlich erreiche man, auch durch eine Nachbetreuung nach der Entlassung, dass die Rückfallquote um ein Vielfaches geringer sei als bei Häftlingen aus Justivollzugsanstalten.
Viele weitere Beispiele neuer Angebote und Gebäude passierten die Vertreter des Diözesancaritasverbandes auf einem Gang über das Gelände. Derzeit wird neu gebaut für eine geschützte Gruppe junger Erwachsener mit Behinderungen, die abgeschlossen auf dem Gelände leben müssen. Die Genehmigung dafür zu bekommen, sei sehr schwierig gewesen, erklärte Stephan Dransfeld, denn eigentlich bestehe die Landesregierung im Sinne der Inklusion darauf, die Menschen mit Behinderungen in die Gemeinden hereinzuholen. Da das nicht immer möglich und auch nicht für jeden behinderten Menschen passend wäre, holen die Alexianer die Menschen auf ihr Gelände mit einem Sinnesgarten und Café sowie seit neuestem dem Hotel "Am Wasserturm".
Von Amelsbüren ging es weiter nach Sendenhorst zum ebenso traditionsreichen wie innovativen St. Josef Stift, einer auf Orthopädie und Rheumatologie spezialisierten Klinik mit angeschlossener Reha. Diskutiert wurde dort die Gesundheitspolitik vor dem Hintergrund des Krankenhausreformgesetzes.
092-2016 (hgw) 31. August