Aus der Praxis bestätigten die angehenden Führungskräfte beim Treffen im Elisabeth-Tombrock-Haus in Ahlen diesen Eindruck. Einigkeit bestand auch, dass nur ein ganzes Bündel von Maßnahmen Abhilfe schaffen kann.
Um mehr junge Menschen für die Pflege zu begeistern, setze er sich für mehr Praktika in der Schulzeit ein, erklärte Hagemeier. Letztlich brauche es viele Mosaiksteine, um den Mangel zu überwinden: "Wir haben nicht mehr die Zeit, nur über das Thema zu reden", sieht Hagemeier vor allem auch die Politik auf allen Ebenen in der Pflicht, jetzt zu handeln.
Die Notwendigkeit ergibt sich für die Trainees aus der täglichen Praxis. Aus Münster berichtete ein Teilnehmer, dass täglich vier bis fünf Anfragen nach ambulanter Pflege abgesagt werden müssten und teilweise eine stationäre Aufnahme erforderlich sei, weil es keine ambulante Versorgung gebe. Für dringend erforderlich hält Hagemeier, der Mitglied im Gesundheitsausschuss ist, deshalb neben einer deutlich erhöhten Ausbildungsquote höhere Einstiegsgehälter, mehr Wertschätzung und vor allem auch bessere Arbeitszeitmodelle.
Zusätzlich Pflegekräfte würden aus anderen Ländern benötigt. Das Anwerben ausländischer Mitarbeiter muss allerdings aus Sicht von Hagemeier mit Augenmaß erfolgen. Auch zuhause würden sie gebraucht. Der Kritik, dass in den vergangenen Jahren eher zuviele abgeworben seien, stimmte Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann zu. "Hier müssen wir unsere Verantwortung wahrnehmen", sagte Kessmann.
Daniel Hagemeier sah auch hoffnungsvolle Ansätze. Es würden mehr, wenn auch noch nicht ausreichend Studienplätze für Mediziner in NRW geschaffen und den Krankenhäusern mehr Geld für die Pflegeausbildung zur Verfügung gestellt. Heinz-Josef Kessmann wies auf die Fachseminare für Altenpflege hin, die auch dringend weiter gebraucht würden und ebenfalls weitere Fördermittel nötig wären. Zur Zeit müssten sie noch mit viel eigenem Geld aus Kirchensteuermitteln gestützt werden.
Die Caritas in der Diözese Münster bietet jungen Erwachsenen mit entsprechender Ausbildung und Vorerfahrung mit einer einjährigen Trainee-Ausbildung die Chance auf Leitungsstellen in der Altenhilfe. Das Programm, das nach erfolgreichem Start mit einem zweiten Durchgang fortgesetzt wird, ist bislang bundesweit einmalig.
008-2020 (hgw) 6. Februar 2020