Von November bis Ende März bietet der SkF Münster Winternothilfe für wohnungslose Frauen an – aber der Platz ist knapp. Jetzt wird die Übernachtungsstelle in der Katharinenstraße umgebaut, um mehr Bedürftigen eine Unterkunft bieten zu können. (v.l.: Nicole Stange, stellvertretende Geschäftsführerin des SkF Münster ; Anna Hakenes, Vorsitzende des SkF Münster)
Anfang des Jahres suchte der SkF Münster öffentlich nach zusätzlichem Wohnraum - ohne Erfolg. Jetzt rücken im Gebäude an der Katharinenstraße alle ein Stück näher zusammen, um in der kalten Jahreszeit mehr Frauen einen Schlafplatz anbieten zu können. "Die Umbauarbeiten laufen auf Hochtouren", sagt Nicole Stange, stellvertretende Geschäftsführerin des Verbandes.
Vom 1. November bis zum 31. März hält der SkF die Winternothilfe bereit. In dieser Zeit erhalten auch Frauen von 17 Uhr abends bis 8 Uhr am Morgen ein Bett in der Übernachtungsstelle, die unter Umständen per Gesetz sonst keinen Anspruch auf Hilfe hätten. Die Notunterkunft, die ganzjährig Platz für 20 Frauen hat, benötigt im Winter durchschnittlich zwölf zusätzliche Betten. Raumkapazitäten gab es dafür in der Katharinenstraße bisher nicht. Für die Winternothilfe mussten in den vergangenen Jahren in Absprache mit der Stadt Ausweichquartiere gefunden werden. Wohncontainer auf dem Caspar Hessel Gelände boten wohnungslosen Frauen im vergangenen Winter ein Dach über dem Kopf.
"Das war keine gute Lösung", erinnert sich Nicole Stange. Zu abgelegen sei der Platz gewesen. "Uns war klar, eine Wiederholung dieses Modells verantworten wir nicht", sagt die stellvertretende Geschäftsführerin. Gemeinsam mit der Stadt Münster, die als Kommune die Aufgabe hat, Menschen ohne Wohnung ordnungsrechtlich unterzubringen, musste eine andere Lösung gefunden werden. Der Vorschlag des SkF, durch Umbau im eigenen Gebäude mehr Platz zu schaffen, stieß auf offene Ohren.
"Dass die Stadt die Umnutzung möglich macht, ist bemerkenswert", sagt Anna Hakenes, Vorsitzende des SkF Münster, "wir haben uns Gedanken gemacht und lassen die Frauen nicht im Stich". Jetzt bekommt das Gebäude in der Katharinenstraße zwei zusätzliche Bäder. Eine ehemalige Großküche in der ersten Etage wird zum Aufenthaltsraum. Der Regelbetrieb läuft während des Umbaus wie gewohnt weiter. "Alle denken mit und bringen sich ein für den besten Lösungsweg. Ohne den Einsatz der Mitarbeiterinnen ginge es nicht", sagt Nicole Stange.
Der Umbau der Übernachtungsstelle sei auch im restlichen Jahr ohne Winternothilfe sinnvoll, um beispielsweise die Unterbringung in einem Vierbettzimmer zu entzerren. "Das ist über die Corona-Pandemie hinaus eine Maßnahme, die ein wenig mehr Lebensqualität bringt", freut sich Hakenes.
Unter dem Dach des SkF in der Katharinenstraße befinden sich eine Kitagruppe, das Gertrudenhaus, in dem wohnungslose Frauen längerfristig wohnen können, und die Übernachtungsstelle für wohnungslose Frauen als Notunterkunft für die Nacht. Insgesamt wohnen hier etwa 60 Frauen mit besonderen Lebensgeschichten.
Woher die Frauen allen Alters stammen und was sie erlebt hätten, sei ganz unterschiedlich, weiß Nicole Stange. Auch manche Frauen mit unauffälligen Biographien, die von den Herausforderungen des Lebens aus der Bahn geworfen wurden, landeten auf der Straße. "Was den meisten fehlt, ist das Netz im sozialen Umfeld, das auffängt und unterstützt."
103-2020 (bü) 22. Oktober 2020