Auch Barbara Wenders, Lehrerin an der Primus-Schule in Münster, hat kein Verständnis dafür, dass Kinder mit und ohne Behinderungen noch immer getrennt unterrichtet werden. Auch wenn der gemeinsame Unterricht kommen müsse, seien die Bedingungen in den Regelschulen derzeit dafür noch nicht gegeben, warnte Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann davor, die Förderschulen leichtfertig aufzugeben. Eine engagierte Diskussion zum Thema "Inklusion kennt keine Grenzen? - Chancen zur Umsetzung einer guten Idee" erlebten die Zuhörer auf der Caritas-Bühne des Katholikentages am Samstagnachmittag.
"Keiner kann alles und keiner kann nichts", sagte Kessmann. Wegen der unterschiedlichen Fähigkeiten brauche es für Teilhabe auch unterschiedliche Bedingungen. Er lobte die Anstrengungen der Primus-Schule, die sich konsequent auf den inklusiven Weg begeben hat. Für Barbara Wenders ist klar: "Wir gehören alle zusammen". Das Ein- und Aufteilen müsse aufhören. Auch wenn sie die Sorgen der Eltern verstehe, müsse man an die Strukturen des vielgliedrigen Schulsystems in Deutschland ran und sie verändern. Das es geht, zeigt die Primusschule. Hier wird die Inklusion wird modellhaft von Klasse 1 bis 10 gelebt.
Damit das gelingen kann, seien allerdings mehr Lehrer notwendig, forderte Wenders. Heinz-Josef Kessmann sieht zudem die Notwendigkeit einer gesellschaftlichen Entwicklung, die den Eltern die Angst davor nehme, dass ihr Kind nicht Professor werden könne, wenn es zusammen mit Kindern mit Behinderungen unterrichtet werde. "Nicht behinderte Menschen haben das Recht, mit behinderten Menschen zusammenzuleben," stellte Raul Krauthausen die übliche Denkrichtung auf den Kopf.
037-2018 (hgw) 12. Mai 2018