"Wir hätten schon vor Jahren gerne mehr ausgebildet", erklärt Klaus Schoch, Abteilungsleiter Gesundheitshilfe im Diözesancaritasverband Münster. Vielmehr sei die Politik und nicht zuletzt das Land NRW verantwortlich dafür, dass nicht genügend Ausbildungsplätze eingerichtet werden konnten. Der Fachkräftemangel sei schon seit fast zehn Jahren bekannt. Immer wieder habe die Caritas darauf hingewiesen und Auswege benannt. Laumann hatte auf einem Gesundheitskongress vergangene Woche in Münster kritisiert, dass die Pflegeausbildung seitens der Träger sträflich vernachlässigt worden sei.
Die Caritas verweist darauf, dass sie im nordrhein-westfälischen Teil des Bistums Münster 4.750 Ausbildungsplätze in der Alten- und Krankenpflege bereit hält. Im Münsterland sind es ganz überwiegend katholische Einrichtungen, die eine Pflegeausbildung anbieten. Allein hier gibt es 19 Standorte mit über 2.400 Plätzen. Für die katholischen Träger sei die Kritik "ein Schlag ins Gesicht", sagte Schoch.: "Wir hätten gern mehr ausgebildet - wenn wir von Politik und Krankenkassen gelassen worden wären".
Aus Sicht der Caritas gibt es eine ganze Liste von Versäumnissen auf politischer Ebene und nicht erst durch die rot-grüne Vorgängerregierung. Das beginne beim "politisch verantworteten Investitionsstau". Ganze 190 Euro pro Jahr und Schüler ständen Krankenpflegeschulen dafür zur Verfügung. Damit ließen sich aber weder neue Klassenräume noch angemessene Lernbedingungen schaffen.
Zudem, so Schoch, gebe es nicht nur zu wenige Studienplätze für Mediziner, sondern es würden auch deutlich zu wenige Pflegepädagogen ausgebildet. Einen Rückgang an Ausbildungsplätzen habe auch der Bettenabbau erzwungen, denn jede Station verkrafte nur eine begrenzte Zahl an Schülern. All dies habe zusammen mit der ständigen Kritik an der Pflegequalität, ungünstigen Arbeitszeiten und wenig attraktiver Bezahlung dazu beigetragen, dass "wir Jahr für Jahr rund zehn Prozent weniger Bewerber haben," sagt Schoch. Noch gebe es keinen akuten Bewerbermangel, aber Schulabgänger neigten verstärkt dazu, sich andere Berufsfelder zu suchen.
Im Ansatz sei ein Umdenken der Landesregierung erkennbar. Allerdings erst im März 2017 habe die rot-grüne Landesregierung zum Ende ihrer Amtszeit die Bindung der Ausbildungsplätze an den Krankenhausplan aufgehoben. Eine Ausweitung sei zuvor nur sehr schwierig in teilweise sich über Jahre hinziehenden Planungsverfahren möglich gewesen, obwohl die Caritas seit Jahren auf diesen Missstand hingewiesen habe. Hier hätten sich vor allem auch die Krankenkassen in der Angst vor steigenden Kosten verweigert.
Seit 2011 habe die rot-grüne Regierung schon die Zahl der Ausbildungsplätze in der Altenpflege um mehr als 75 Prozent erhöht. Nur die Förderung pro Platz liege seit 2007 konstant bei 280 Euro je Schüler und Monat. Diese sei sogar vom damaligen Minister Laumann zuvor noch abgesenkt worden. "Diesen politisch zu verantwortenden Missstand gleicht der Bischof von Münster seit fast zehn Jahren teilweise aus", erklärt der Caritas-Abteilungsleiter. Derzeit zahle das Bistum dafür 650.000 Euro aus Kirchensteuermitteln. Trotzdem bleibe eine Lücke von rund 190 Euro pro Schüler und Monat.
Das hohe Engagement der Caritas belegt Schoch mit weiteren Planungen trotz der schwierigen Rahmenbedingungen. Die Franziskus Stiftung wird in seiner Gesundheits- und Krankenpflegeschule in Ahlen ab 2018 eine Teilzeitausbildung anbieten, wie sie seit Jahren bereits erfolgreich in Münster-Hiltrup vom Herz-Jesu Krankenhaus angeboten wird. Die Mathias-Stiftung in Rheine wird die Platzzahl in der Zentralen Schule für Pflegeberufe im Kreis Steinfurt in diesem Jahr von 165 auf 225 steigern, weitere 25 Plätze in der Assistenz schaffen und die Hebammenausbildung von 30 auf 50 Plätze erweitern.
Derzeit erhebt der Diözesancaritasverband die aktuellen Ausbildungszahlen für das Jahr 2017. Es zeichne sich ab, dass insgesamt in den Pflegeberufen über 5.000 Schülerinnen und Schüler in einem Ausbildungsverhältnis standen, so Schoch: "Und wir sind jederzeit gerne bereit, diese Zahl weiter zu erhöhen, wenn die Politik die dafür notwendigen Rahmenbedingungen schafft."
008/2018 (hgw) 1. Februar