Kreis Coesfeld/Münster (
cpm
).
Rein rechnerisch ist es
für Norbert
Helming
klar: Bis zum Jahr 2030 müsste
jeder vierte Schulabgänger einen pflegerischen Beruf ergreifen, damit Pflege
sicher gestellt werden kann. Tatsächlich "liegen wir zur Zeit bei sechs
Prozent", sorgt sich der Geschäftsführer der Christophorus-Kliniken mit
Häusern in Coesfeld, Dülmen und
Nottuln
. Noch kann
Pflegedienstleiterin Christel
Plenter
die Dienstpläne
füllen, aber dazu ist schon ein Bündel an Angeboten notwendig, um neue
Mitarbeiter zu gewinnen und vorhandene zu halten. Den leitenden Mitarbeitern
des Diözesancaritasverbandes Münster, die im Rahmen ihrer einwöchigen
Regionaltour am Mittwochnachmittag in Coesfeld Station machte, stellte
Personalleiterin Angele
Daalmann
einige Beispiele
daraus vor. Weiteres Problem für
Helming
sind die
engen Finanzen, die zum Sparzwang in der Pflege führen und damit zu einer hohen
Arbeitsbelastung der Mitarbeiter.
Der Stellenmarkt hat sich für
Daalmann
"komplett gedreht". Nicht die Klinik wähle den Stelleninteressenten,
sondern der schaue sich die Arbeitgeber an. Da stelle sich die Frage: "Wir
können wir bei jungen Leuten landen?" Eindeutig wichtigstes Kriterium in
Umfragen sei die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Durch eine Vielzahl von
Teilzeitmodellen versuchten die Christophorus-Kliniken diesem Bedürfnis
entgegen zu kommen. Klar sei aber und das werde auch nicht verschwiegen, dass
in einem Krankenhaus naturgemäß nicht alle Mitarbeiter nur vormittags arbeiten
könnten, so
Daalmann
.
Ansonsten gebe es immer mehr Angebote zur Entlastung von der
Kinderbetreuung in den Ferien und Unterstützung bei der Pflege von
Angehörigen bis hin zum Hausaufgabenseminar.
Dieser Aufwand lohne sich nicht nur menschlich, sondern wissenschaftlich
nachgewiesen auch betriebswirtschaftlich zum Beispiel durch eine geringere
Krankheitsquote und weniger Kündigungen.
Geld, so zeigt sich in den Äußerungen der Mitarbeiter, spielt eine
geringere Rolle. Es würde Norbert
Helming
allerdings
helfen, für Entlastung der Pflege zu sorgen und die notwendigen Umbauten
anzugehen. Da steht eine Menge an. Wenn der dritte Bauabschnitt in Dülmen
abgeschlossen sei, solle ab 2017 der schrittweise Umbau in Coesfeld angegangen
werden. Weil die finanzielle Lage unsicher sei, müsse dies in 40 Abschnitten
geschehen und nach jedem müsse ein funktionsfähiges Krankenhaus das Ziel sein
für den Fall, dass die Arbeiten mangels Geld unterbrochen werden müssten, so
Helming
.
Diözesancaritasdirektor
Heinz-Josef
Kessmann
betonte das Ziel katholischer Kliniken, sich
trotz enger finanzieller Rahmenbedingungen um
eine besondere Qualität zu bemühen. Dies von den Kostenträgern anerkannt zu
bekommen, erweise sich jedoch als schwierig. "Dass wir Leistungen nicht
verweigern können, macht uns erpressbar", sagte
Kessmann
.
Deshalb bewegten sich Politik und Kostenträger nicht, sondern ignorierten das
Problem. Norbert
Helming
wünschte sich deutlichere
Hinweise auf die schwierige Situation der freigemeinnützigen Krankenhausträger.
Weiterhin verfolge die Politik das Ziel, dass zehn Prozent der Krankenhäuser in
Deutschland schließen.
096-2013
26. September
2013