Auch Zucchini und Paprika packt sie aus, denn der Essenswunsch heute ist Nudelauflauf Die Caritas-Mitarbeiterin packt aus und Maria Fuchs, Abteilungsleiterin "Vorstationäre Dienste" der Heilig-Geist-Stiftung, erläutert unterdessen den Teilnehmern der Caritas-Jubiläumstour im großen Gemeinschaftsraum das Konzept der ambulanten Wohngemeinschaft. Aus Anlass des 100jährigen Bestehens des Diözesancaritasverbandes Münster besuchen Vorstand und Abteilungsleitungen an sieben Tagen Einrichtungen und Verbände mit Tradition in der Diözese.
Da hat die Heilig-Geist-Stiftung viel zu bieten. Sie konnte ihr 600jähriges vor zwei Jahren feiern, ist damit eindeutig der älteste "Besuchspunkt". Aber wie der Gang vom Betreuten Wohnen in der umgewidmeten Kirche Maria Königin über die Alten-WG und das Hospiz zum Altenwohnheim zeigte, auf der Höhe Zeit mit einem gerade in den vergangenen Jahren breit ausgebauten Wohn- und Betreuungsangebot, aus dem ältere und pflegebedürftige Bürger wählen können.
Insofern, so der Vorsitzende des Diözesancaritasverbandes, Domkapitular Josef Leenders, sei die Stiftung gerade das passende Ziel der Jubiläumstour. Caritas gebe es nicht erst seit 100 Jahren und schon gar nicht nur im Verband in Münster. Das Jubiläum wolle man mit den vielen Caritas-Mitarbeitenden vor Ort feiern und ihre Arbeit kennenlernen. Roter Faden der Tour sei, so Leenders, aufzuzeigen, wie sich soziale Arbeit ständig fortentwickle.
Da hat sich in Dülmen bei der Heilig-Geist-Stiftung gerade auch in der jüngeren Vergangenheit viel getan. Das Altenwohnheim ist komplett umgestaltet worden zu 14 Hausgemeinschaften. An fünf Standorten gibt es mittlerweile 96 Wohnungen im Betreuten Wohnen, dazu 16 WG-Apartments und für die letzte Lebensphase wenn notwendig das Hopsiz.
Ihr soziales Engagement zeigt die Stiftung auch darin, dass viele der angebotenen Wohnungen gefördert und damit für weniger Begüterte reserviert sind, die einen Wohnungsberechtigungsschein bekommen können. An jedem der fünf Standorte wird zudem jeweils eine Wohnung bereit gehalten für Flüchtlinge oder Menschen mit Behinderung.
Nicht nur neue Not oder Bedürfnisse der Menschen treiben die Entwicklung der sozialen Arbeit voran, ständig sind es auch neue Regelungen. Sabine Neumann als Pflegedienstleitung im ambulanten Bereich sprach die seit längerem kontrovers geführte Debatte um die generalistische Pflegeausbildung an. Neu sei das Thema nicht, zu großen Teilen gebe es sie inhaltlich schon seit 30 Jahren. Speziell bleiben aber doch die Bedürfnisse alter, dementer Menschen und vor allem die Anforderungen der Kinderkrankenpflege und das aus gutem Grund.
Gute Gründe sprechen aus Sicht von Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann dafür, in der Politik jetzt dafür zu werben, noch vor Ende der aktuellen Legislaturperiode das neue Pflegeberufsgesetz zu verabschieden: "Wir müssen den Beruf attraktiver machen". Trotz weitgehend gleicher Inhalte sei die Finanzierung sehr unterschiedlich und darin liege ein wesentliches Problem. Die Altenpflege-Ausbildung sei unterfinanziert und so könne der Unterricht nur mit Honorarkräften gestaltet werden. In der Krankenpflege dagegen gebe es durch festangestellte Lehrkräfte eine höhere Kontinuität. Wichtig sei die gemeinsame Ausbildung unter dem Begriff "Generalistik" vor allem auch für die Durchlässigkeit. Derzeit könne eine Altenpflegerin ohne Zusatzausbildung nicht die Leitung einer Sozialstation übernehmen.
Ein Beispiel für neue Regelungen, die unbeabsichtigt neue Probleme verursachen, nannte Martin Suschek, Leiter des Hospizes Anna Katharina. Hospize müssen jetzt nur noch fünf statt zuvor zehn Prozent ihrer Kosten über Spenden decken. Weil die Krankenkassen aber nach wie vor kostendeckende Pflegesätze verweigerten, benötige man trotzdem weiterhin 150.000 bis 200.000 Euro an Spenden pro Jahr. Da müsse man jetzt den Bürgern erklären, dass sie nicht nachlassen dürften in ihrer Unterstützung.
Die Entwicklung wird weiter gehen, wie der Geschäftsführer der Stiftung deutlich machte. Die WG-Idee sei so attraktiv, dass es Anfragen aus Buldern, Merfeld und Rorup gebe. Insgesamt werde man wohl auch mehr Plätze geben müssen. Die Altenheime im Verbund mit den Häusern in Seppenrade, Havixbeck und Ascheberg seien zu 99 Prozent ausgelastet und es gebe weitere Anfragen.