Münster (
cpm
).
Wie kann Caritas-Arbeit
in fusionierten Pfarrgemeinden gesichert und weiterentwickelt werden? Darüber
kamen am Donnerstagabend Vertreter des Diözesancaritasverbandes Münster auf
ihrer Regionaltour mit rund 30 ehrenamtlichen Mitarbeitern der Gemeindecaritas
aus den katholischen Kirchengemeinden in Münster ins Gespräch.
„Was gut funktioniert, soll bewahrt werden“, berichtete Gabriele
Limbach vom Caritasverband für die Stadt Münster über ihre Erfahrungen mit
einem neu gegründeten Arbeitskreis in der fusionierten Pfarrei St. Nikolaus.
„Wir haben viel diskutiert und uns auf weitere konkrete Projekte, ein
Sozialbüro im
Kirchort
St. Ida und die Nachbarschaftshilfe, einigen
können“, berichtete Limbach. Über eine gute Öffentlichkeitsarbeit sei es
gelungen, viele neue Mitarbeiter anzusprechen. Wichtig: Im Planungsprozess muss
auf gleicher Ebene diskutiert werden“, findet Limbach. „Wenn es gut läuft, dann
an der Basis“, ist ihre Erfahrung. Nicht in
allen Gemeinden gelinge dies. „Ein Fusionsprozess kann Verletzungen mit
sich bringen.“
„Den Bedürftigen interessiert keine Pfarrgrenze“, betonte Domvikar
Dr. Klaus Winterkamp. „Fusionen führen oft dazu, dass wir Ehrenamtliche
verlieren“, bedauerte der Vorsitzende des Diözesancaritasverbandes. Vorteil für
die Caritas aus Sicht von Pfarrer Ulrich Messing: „Wir haben alle die gleiche
Klientel. Das macht es im Fusionsprozess auch einfacher.“
Anwalt für die Armen zu sein - diesen Anspruch dürfe die Caritas
gegenüber Politik und Öffentlichkeit ruhig kräftiger vertreten, meinten
Teilnehmer angesichts der Mindestlohndebatte. In den 18 Sozialbüros der Kirche
in Münster werden die Mitarbeiter der Gemeindecaritas direkt mir den Folgen
prekärer Arbeitsverhältnisse konfrontiert. „Mit einer Vollzeitstelle muss der
eigene Lebensunterhalt bestritten werden können“, betonte
Diözesancaritasdirektor
Heinz-Josef
Kessmann
. Die Caritas werde ihre Stimme
immer für die Menschen am Rande erheben.
Kontrovers diskutiert wurde über die Tafeln, die in den
vergangenen Jahren stark gewachsen sind.
Kessmann
zitierte aus einer Studie, wonach sich 90 Prozent der Nutzer ausgegrenzt
fühlten. Die Sozialgesetzgebung habe in den vergangenen Jahren dafür gesorgt,
dass immer mehr Menschen auf die Tafeln angewiesen seien. Die direkte
Unterstützung sei zwar notwendig, sozialpolitisch aber problematisch.
Teilnehmer sahen Zugangskontrollen kritisch und konnten sich alternative
Ansätze vorstellen.
Not sehen und direkt handeln: In den Kirchengemeinden von Münster
gehört dieser Anspruch der Caritas zum alltäglichen Gemeindeleben dazu. Rund
600 Menschen arbeiten ehrenamtlich in der Gemeindecaritas. Die Aufgaben der
Helferinnen und Helfer sind so vielfältig wie die Probleme, die in der
Nachbarschaft auftauchen können. Die Mitarbeiter der Gemeindecaritas besuchen
Menschen, die krank oder pflegebedürftig sind. Sie organisieren Seniorenkreise,
Kleiderkammern oder Sozialbüros. Sie helfen Schülern bei den Hausaufgaben,
Migranten beim Erlernen der deutschen Sprache oder begleiten Menschen beim Gang
zu Ämtern oder Behörden.
038-2013
3. Mai 2013