Die Frage nach selbstbestimmtem Sterben und die Bedeutung des Urteils für Altenhilfe, Hospiz- und Palliativbereich und Krankenhäuser beschäftigte nun Praktikerinnen und Praktiker im Rahmen eines Dialogforums.
Viele Mitarbeitende wissen aus Begegnungen, dass in späten Lebensphasen das Nachdenken über den Tod und das Sterben zum Alltag dazu gehört. Menschen am Lebensende äußern zuweilen situativ den Wunsch, nicht mehr leben zu wollen. Doch oftmals wechselt sich das Gefühl der Lebenssattheit mit Momenten von starkem Lebenswillen ab. "Auf diese Situationen des Alltags fällt durch das Urteil nun noch einmal ein anderes Licht, weil es auf Entscheidungen einwirken kann", sagt Dr. Boris Krause, Theologischer Referent beim Caritasverband für die Diözese Münster. Für kirchliche Einrichtungen stehe an erster Stelle, Menschen fürsorglich beizustehen - auch und gerade am Lebensende. Eine Antwort auf Lebenssattheit solle dort nicht die Assistenz beim Suizid sein, sondern Suizidprävention.
Hierfür braucht es zuallererst den Dialog. "Die Veranstaltung ist der Versuch, diesen Raum in offener und vertrauenswürdiger Atmosphäre anzubieten", sagt Andreas Gerdes, Palliativbeauftrager im Caritasverband Borken. Als eines der wirksamsten Instrumente der Suizidprävention gilt das Gespräch. "Es ist ein Mythos, dass das Ansprechen von Todeswünschen Menschen zu Verzweiflungstaten motiviert. Das Gegenteil ist der Fall", so Gerdes.
In Deutschland gibt es aktuell noch keinen klaren gesetzlichen Rahmen zur Frage des Assistierten Suizids. "Es ist offen, welche Vorgaben der neue Bundestag in neuer Zusammensetzung machen wird," erklärt der Vorsitzende des Caritasverbands für die Diözese Münster, Dr. Christian Schmitt. "Darum werden wir in Kooperation mit der Akademie Franz-Hitze-Haus diesem Thema ein größeres Symposium widmen", so Schmitt. Der Titel enthält ein Fragezeichen: "Der eigene Tod als letzter Ausweg?" Der Termin steht schon fest: am 18./19. Mai 2022.
082-2021 (mf) 16. September 2021