Mehr Ressourcen für psychosoziale Hilfen fordern die Erziehungsberater der Caritas in der Diözese Münster. Die Fallzahlen blieben im vergangenen Jahr fast unverändert hoch, aber die Problemlagen veränderten sich vielfach. Mit 16.175 unterstützten Familien waren es trotz aller coronabedingten Einschränkungen gerade mal 173 Fälle weniger als im Vorjahr.
Belastet waren nicht nur die Kinder und Jugendlichen durch die Pandemie. Gleichzeitig konnten ihnen manche Eltern wegen der Sorgen um Gesundheit und Existenzängste nicht wie gewohnt den Rücken stärken. "Familien sind durch die Corona-Pandemie immer noch emotional sehr gefordert", berichtet Elena Monin im Diözesancaritasverband Münster: "Dadurch hat sich die Gefahr erhöht, dass sich Konflikte zuspitzen und es auch zu Gewalt in Familien kam." Besonders belastet seien Alleinerziehende, Familien mit geringem Einkommen, in Trennungssituationen und mit psychischen Erkrankungen.
Mehr Beratungsangebote seien erforderlich, um die Folgen der Pandemie mit Kindern, Jugendlichen und ihren Familien aufzuarbeiten, so Monin. In Folge der Lockerungen verzeichneten die Beratungsstellen eine deutlich höhere Anfrage nach Erstgesprächen und verlängerten sich die Wartezeiten: "Deshalb braucht es jetzt mehr zeitliche Ressourcen."
Schon in normalen Zeiten seien die Beraterinnen und Berater in den 22 örtlichen Beratungsstellen für Kinder, Jugendliche und Familien gut ausgelastet, erklärt Elena Monin. Im vergangenen Jahr sei es ein Kraftakt gewesen, denn innerhalb kürzester Zeit habe auch noch die gewohnte Beratung von Angesicht zu Angesicht umgestellt werden müssen auf Telefonate, Videokonferenzen und Onlineberatung. Trotzdem seien die Dienste immer erreichbar geblieben und hätten teilweise neue Formen gefunden wie gemeinsame Spaziergänge, wenn doch ein persönlicher Kontakt erforderlich und gewünscht war.
Mit diesem Mix an Beratungsformen, in der Fachsprache "Blended Counseling" oder "hybride Erziehungsberatung" genannt, war schon vor der Pandemie begonnen worden. Jetzt habe er einen großen Schub erfahren und werde weiter ausgebaut. Allerdings habe auch diese Umstellung viel Zeit und Energie gekostet.
073-2021 (hgw) 3. September 2021