Kreis Coesfeld/Dülmen/Münster (
cpm
).
Für Karl Eisenbarth ist aus langjähriger Erfahrung klar: "In
den Kindern entdecken wir die Fehlentwicklungen der Gesellschaft". Dazu
gehört für ihn auch, dass die Jugendämter in den vergangenen Jahren zu lange
versucht haben, die massiven Probleme in Familien mit ambulanten Angeboten aufzufangen.
Der Leiter des Kinderwohnheims Dülmen (
KiWo
)
registriert als Ergebnis wieder längere Verweildauern der Kinder und
Jugendlichen. Teuer wird der Versuch des Sparens jetzt auch durch stark
steigende Anfragen nach intensivpädagogischen Gruppen. Wie vielfältig die
Hilfen heute sein müssen, um die Probleme der Familien und Kinder auffangen zu
können, stellten Eisenbarth und seine Mitarbeiter den leitenden Mitarbeitern
des Diözesancaritasverbandes Münster im Rahmen der Regionaltour im Kreis
Coesfeld vor.
Diözesancaritasdirektor
Heinz-Josef
Kessmann
bestätigte aus der Gesamtsicht der Jugendhilfen
der Caritas: "Familien kommen immer
häufger
an
ihre Grenzen". Das Gelingen von Familienleben sei im Sinne des
Caritas-Jahresthemas oft nur durch gemeinsame Anstrengungen Vieler möglich. Das
Kinderwohnheim sieht sich dabei gut aufgestellt. Die 300 betreuten Kinder und
Jugendlichen kommen aus einem weiten Einzugsgebiet bis hinunter nach Frankfurt.
Wenn gar nichts mehr geht, "dann wenden sich die Jugendämter
an uns", erklärte Erziehungsleiter Andreas Völker. Die Ansicht vieler
Kommunen, dass Tagesgruppen überflüssig wegen der Offenen Ganztagsgrundschule
würden, werde Illusion bleiben. Das zeige sich auch an der Nachfrage nach
intensivpädagogischen Gruppen. Immer mehr Kinder brächten "nur sehr
geringe soziale Kompetenzen" mit. Drei Gruppen mit maximal sieben Kindern
gebe es mittlerweile im
KiWo
. Man habe gehofft, sie
nach 18 Monaten in Regelgruppen überführen zu können. Es zeige sich aber, dass
sie angesichts ihrer Lebensgeschichte immer wieder in alte Verhaltensmuster
zurückfielen und nur in der engen Betreuung der
intensivpädaogischen
Gruppe eine gute Entwicklung zeigten.
Wenn möglich versucht das
KiWo
insbesondere die jüngeren Kinder schnell in Bereitschaftspflegefamilien oder
Pflegefamilien nach dem Modell der Westfälischen Erziehungsstellen zu
vermitteln. Das gelinge im Prinzip gut, allerdings wird es für Ute
Thaleikis
-Carstensen immer schwieriger, neue Familien dafür
zu finden, weil zunehmend beide Elternteile arbeiteten und kaum noch Zeit für
zusätzliches Engagement bleibe.
Erfolgreich ist das
KiWo
in der
Kooperation mit der benachbarten Pestalozzi-Schule. Es gelinge, pro Jahr ein
Dutzend "ausgeschulte" Jugendliche wieder in Regelklassen
einzugliedern, so Völker. In eigenen Klassen mit eigenen Lehrern würden sie
darauf
vorbereitet.
095-2013
26. September
2013