Lösungsansätze finden und Mitarbeitenden Orientierung bieten, will das Projekt "Werte pflegen - Ethische Praxis in der Altenhilfe" des Diözesancaritasverbandes Münster und des Ethikforums im Bistum Münster. Ihre Erwartungen formulierten leitende Mitarbeitende aus den acht Projektstandorten in der Diözese Münster beim digitalen Auftakttreffen.
Ethische Fragen "sind immer ganz persönlich", erklärte Dr. Christian Schmitt, Vorsitzender des Diözesancaritasverbandes. Im Alltag der Altenhilfe gehe es sowohl um eine persönliche Positionierung als auch "darum, eine gemeinsame Linie zu finden." Dafür brauche es das Gespräch miteinander über ethische Fragen. Eine Rolle spiele dabei die Spiritualität. Mitarbeitende müssten nicht Christen sein, "aber bestimmte Wertehaltungen sind erforderlich." Für die Caritas sei klar: "Wir sind mit allen Menschen für alle Menschen da.".
Die Projektidee entstand schon vor wenigen Jahren aus der Überlegung heraus, dass ethische Fragen in der Gesundheitshilfe im Gegensatz zur Altenhilfe schon breit erörtert worden seien. Die Pandemie gab einen weiteren Anstoß, erklärte Projektleiter Dr. Boris Krause. Nicht zuletzt musste und muss weiterhin um die richtige Balance zwischen Gesundheitsschutz und dem Bedürfnis nach Kontakten und Nähe gerungen werden, woraus sich immer wieder Konflikte mit Angehörigen ergeben.
Die Frage nach richtig und falsch sei da schwer zu beantworten. Gemeinsam müssten gute Lösungen gefunden werden, betonte Prof. Dr. Michael Fischer von der St. Franziskus-Stiftung. Was entwickelt werde, müsse Nutzen für die Betroffenen haben. Im Projekt sollen in einer Erhebung zunächst die Fragen identifiziert werden, "wo der ethische Schuh drückt", erklärte Projektreferent Michael Feuersenger. Daraus sollen für jeden Standort praxisnahe und teamorientierte Angebote entwickelt werden. Bewusst sei das Projekt dafür thematisch und methodisch offen angelegt. Die in der Auswertung gesammelten Erfahrungen sollen weiteren Einrichtungen zur Verfügung gestellt werden, so Feuersenger.
Im ersten von zwei Durchläufen bleibt den teilnehmenden Altenheimen in Dülmen, Duisburg, Heek, Horstmar, Kevelaer, Münster, Recklinghausen und Telgte ein Jahr Zeit dafür. In der Diskussion wurde das große Interesse deutlich, sich trotz des in Pandemiezeiten besonders fordernden Alltags mit allen Mitarbeitenden von der Pflege bis zur Hauswirtschaft mit den drängenden ethischen Fragen auseinanderzusetzen. Immer wieder hätten Infektionsausbrüche oder die ständige Sorge davor die Einrichtungen an Grenzen geführt.
Weitere Informationen zum Projekt: www.wertepflegen.de
36-2021 (hgw) 20. April 2021