Münster (cpm). Eine Woche lang sind der Vorsitzende des Verbandes, Domkapitular Dr. Klaus Winterkamp und Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann mit Abteilungsleitern und Fachreferenten im Kreis Wesel unterwegs, um Dienste und Einrichtungen zu besuchen. Kessmann betonte, dass dies kein "Visitation" sei, sondern es darum gehe, die Probleme und Entwicklungen der Caritas in unterschiedlichen Regionen kennenzulernen und davon zu lernen für ihre Unterstützung durch den Diözesancaritasverband. Dazu besuchten die Münsteraner am Nachmittag auch die Fliehburg, ein Übergangswohnheim für Flüchtlinge in Dinslaken.
Chancen und Probleme wurden unter anderem deutlich beim Thema Offene Granztagsgrundschule. Die Caritas Dinslaken war dabei einer der ersten Verbände in der Diözese, der die Trägerschaft für mehrere Schulen 2003 übernahm. Nach gut einem Jahrzehnt kann Guido Busch feststellen, dass die Qualität der OGS mittlerweile ein Kriterium für die Eltern geworden ist, an welcher Grundschule sie ihre Kinder anmelden. Nach wie vor, so Caritasdirektor Michael van Meerbeck, knirscht es jedoch im Zusammenspiel von Schule und Jugendhilfe, weniger auf der praktischen als auf der Leitungsebene, und teilweise mit den Kommunen. Auch die Finanzierung und damit die mögliche Qualität der Angebote über die reine Betreuung hinaus, variiere stark von Ort zu Ort.
Dass aus fachlicher Sicht mehr Angebot dringend notwendig wäre, berichtete auch Martina Kröber, die das Sozialpsychiatrische Zentrum der Caritas leitet. Das Bemühen, möglichst viele Menschen ambulant zu betreuen sei zwar im Grundsatz richtig, aber deswegen könne nicht auf stationäre Plätze verzichtet werden. Da gebe es inzwischen aufgrund der Sparbemühungen des Landschaftsverbandes Rheinland deutlich zu wenig. Die Fälle seien heute schwieriger, die einfacheren Erkrankungen habe die Medizin mittlerweile medikamentös gut im Griff. Trend sei, dass immer mehr jugendliche und junge Erwachsene aufgenommen mit schweren Störungen aufgenommen werden müssten. Die jüngste Klientin sei derzeit gerade 15 Jahre alt. Gerade Jugendliche könnten aber nicht ein halbes Jahr auf eine erste Diagnose warten, was derzeit angesichts der zu wenigen Therapeuten der Fall sei.
Doch Michael van Meerbeck konnte auch positive Entwicklungen vermelden. Wegen der hohen Nachfrage im Alfred-Delp-Haus werde ein drittes Altenheim gebaut. Um dem schon spürbar werdenden Fachkräftemangel entgegen zu wirken, bilde der Verband verstärkt selbst aus. 17 Auszubildende werde es mit der Eröffnung des neuen Hauses allein der Altenpflege geben, sechs weitere Auszubildende würden in der Geschäftsstelle lernen. Problematisch sieht Petra van Meerbeck, die für den Pflegebereich verantwortlich ist, die Kompetenzen der jungen Erwachsenen. Hier sei bei einigen eine sehr intensive Begleitung notwendig, damit sie ihren Abschluss schaffen könnten.
Großes Thema im Verband ist derzeit auch die Umsetzung der Arbeitshilfe der Erziehungshilfe auf Diözesanebene zum Grenzachtenden Umgang. Das Interesse der Mitarbeiter in den verschiedenen Bereich der von ihm verantworteten Jugendhilfe sei sehr groß, wie ein gerade angebotener Fachtag gezeigt habe, berichtete Andreas Groß. Großes Thema dabei sei unter anderem die Balance von Nähe und Distanz. Michael van Meerbeck warnte hier vor einer Überreaktion infolge der Missbrauchsdebatte in den letzten Jahren: "Wir fügen auch Gewalt zu, wenn wir ein Kind nicht in den Arm nehmen", wenn es Nähe und Schutz brauche.
In den kommenden Tagen wird die Caritas-Gruppe sowohl in Wesel als auch in Moers und Kamp-Lintfort unterwegs sein. Neben Besuchen in Einrichtungen stehen abends Gespräche mit Ehrenamtlichen und der Pastoral an. Am Donnerstagabend ist um 18 Uhr eine öffentliche Podiumsdiskussion zum Thema Subsidiarität im Stadthaus in Rheinberg geplant.
027-2014 31. März 2014