Damit ist ein wichtiger Schritt im Landesprogramm "Zeit und Erholung für mich - Kuren für pflegende Angehörige in Nordrhein-Westfalen" getan, stellt Kirsten Ruppel im Diözesancaritasverband Münster fest. Die Beratung und Begleitung pflegender Angehörige erfordert spezifisches Wissen und neue Zugangswege zu Kliniken.
Zwei Drittel der rund 800.000 Pflegebedürftigen in NRW werden von ihren Angehörigen gepflegt. Oft ist dies mit enormen Belastungen sowohl für die Pflegenden und deren Familien verbunden, weiß Ruppel. Dass sie einen gesetzlichen Anspruch auf eine Kur haben, ist vielen nicht bekannt. "Oder sie trauen sich nicht in der Sorge um die Versorgung ihres Angehörigen", sagt die Caritas-Mitarbeiterin. In der Tat sei genau das die besondere Herausforderung für Angehörige, die zuhause Eltern, Partner oder manchmal auch Kinder pflegen. Sie müssten nicht nur für sich selbst einen geeigneten Platz in einer Kurklinik finden und beantragen, sondern auch organisieren, ob der zu pflegende Angehörige mitfahren oder anderweitig zum Beispiel in der Kurzzeitpflege betreut und versorgt werden könne. Dabei helfen und unterstützen die dafür qualifizierten Kurberaterinnen. Für Ratsuchende ist ihre Unterstützung kostenfrei.
Das Land NRW fördert das Projekt mit insgesamt rund zwei Millionen Euro über drei Jahre. Allerdings war der Start in der Corona-Zeit trotz enorm gestiegener Belastungen für die pflegenden Angehörigen schwierig. "Von den als Ziel vereinbarten Antragszahlen für dieses Jahr sind wir noch deutlich entfernt", sagt Kirsten Ruppel. Im Frühjahr mussten auch die Kliniken zunächst schließen und haben in den vergangenen Monaten den Betrieb erst langsam wieder hochgefahren. Geplant ist nach der Projektphase eine dauerhafte Förderung und ein möglichst flächendeckendes Beratungsangebot.
Bislang nutzten allerdings nur wenige pflegende Angehörige die Chance auf eine Vorsorge- oder Rehabilitationsmaßnahme. Doch müsse es auch in dieser herausfordernden Zeit Kuren geben, denn die Spätschäden durch aufgeschobene Maßnahmen, könnten enorm sein, sagt Ruppel. Mit umfangreichen Schutzmaßnahmen und Hygienekonzepten sei dies auch derzeit zu verantworten. Zudem würden alle Teilnehmenden vor Aufnahme getestet.
Beratungsstellen, die die spezielle Kurberatung für pflegende Angehörige anbieten, können auf www.kuren-fuer-pflegende-angehoerige.de gefunden werden.
106-2020 (hgw) 20. Oktober 2020