Die in Westfalen-Lippe bisher einmalige Kombination einer Tagespflege für Senioren mit einer Großtagespflege für Kinder bot den passenden Rahmen für den Auftakt zur Caritas-Jahreskampagne 2016 in der Diözese Münster. Sie fordert dazu auf: "Mach Dich stark für Generationengerechtigkeit". Dazu muss als Grundlage "das Miteinander der Generationen gestärkt werden", erklärte Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann.
In einer dreijährigen Initiative beschäftigt sich die Caritas bundesweit mit den Herausforderungen des demographischen Wandels. Bislang sei viel über die Armutsfestigkeit der Sozialsysteme diskutiert worden, bei einem zu erwartenden Rückgang der Bevölkerungszahl um sieben Millionen bis 2050 müsse jetzt aber auch die Frage gestellt werden, "wie demografiefest sie sind", sagte Kessmann.
Allerdings gehe es beim Thema Generationengerechtigkeit nicht allein um die Zukunft der Rentenversicherung, sondern auch um den sorgsamen Umgang mit den Lebensgrundlagen künftiger Generationen, also mit dem Verbrauch von Ressourcen. Für die Caritas stelle sich insbesondere die Frage, wie sie Familien stützen könne, "um das Miteinander der Generationen zu stärken", so Kessmann. Dazu gehöre auch, "Lebensmodelle der Generationengerechtigkeit zu erproben".
Ein Experiment ist nach langem Vorlauf im Dechaneihof gerade gestartet, der zu den CS-Heimen im Kreis Warendorf gehört. Die Idee, Mitarbeiterinnen die Weiterarbeit im Altenheim durch das Angebot der Kinderbetreuung auf dem Gelände zu ermöglichen und dies mit der geplanten neuen Tagespflege für Senioren zu verbinden, entstand schon vor drei Jahren. Dafür alle Voraussetzungen mit dem Landesjugendamt zu klären, erwies sich als aufwändig, erklärte Heimleiterin Monika Abeling: "Wir mussten dazu Träger der Jugendhilfe werden".
An manchen Altenheimen gibt es schon Kitas als Nachbarn oder regelmäßige Besuche von Kindern. Das Besondere in Freckenhorst aber ist die von vornherein konzeptionell geplante und baulich unter einem Dach vereinte Kombination mit einer Großtagespflege, in der zwei selbständige Tagesmütter künftig bis zu neun Kinder betreuen werden. Durch eine Tür sind beide Bereiche getrennt und verbunden. Einmal täglich ist eine feste Begegnungsstunde mit den zwölf Senioren eingeplant. Aber grundsätzlich sei man da auch flexibel, so Abeling. Aus den großen Fenstern können die Senioren den Kindern beim Spiel auf dem großen Außengelände zuschauen.
Die Mitarbeiter der Tagespflege beobachten die Freude der Senioren, schon wenn nur eines der Kinder durch den Raum laufe. "Manche hätten sich nur wegen dieser Möglichkeit angemeldet", sagt Abeling. Die Konzepte seien aneinander angepasst worden. Klar sei, dass es viel Gestaltungswillen brauche und viel Erfahrung gesammelt werden müsse. Dann, darin waren sich die Teilnehmer der Auftaktveranstaltung in der Diskussion einig, bietet sich hier auch die Chance, Mitarbeitern besonders attraktive Rahmenbedingungen zu bieten, um Familie und Beruf miteinander vereinbaren zu können. Wobei, so Abeling, die Kinderbetreuung nicht auf eigene Mitarbeiter beschränkt sei.
Was wiederum für künftige Erwartungen an die Rente wichtig sein wird, wie Marcel Jokoszies von der Deutschen Rentenversicherung in Münster anhand der künftigen Entwicklungen deutlich machte. Ob die Beiträge auch in Jahrzehnten für weniger Arbeitnehmer und mehr Rentner tragbar und die Renten auskömmlich bleiben, hänge letztlich allerdings von den politischen Weichenstellungen ab, war sein Fazit.
Solidarität werde hier gefragt sein, so Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann. Angesichts ihrer wachsenden Zahl könnten die Älteren leichter ihre Interessen in der Politik durchsetzen. Das habe sich beispielsweise bei der Rente mit 63 nach 45 Versicherungsjahren durchgesetzt. Die Caritas habe sich hier nach einiger Diskussion dagegen ausgesprochen wegen der Belastung der jüngeren Generationen.
012/2016 (hgw) 3. Februar 2016
Pressemitteilung
Poggen und Pöggsken verbinden Generationen
Erschienen am:
03.02.2016
Herausgeber:
Caritasverband für die Diözese Münster e.V.
Kardinal-von-Galen-Ring 45
48149 Münster
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