Freuen können sich auch die Auszubildenden in der Pflege, die mit 1.300 Euro im dritten Jahr an der Spitze der Azubi-Gehälter stehen. Auch wenn eine gute Bezahlung wichtig für die Attraktivität eines Berufs ist, spielen nach Ansicht des Caritasverbandes für die Diözese Münster weitere Faktoren eine Rolle.
Insbesondere Rahmenbedingungen wie verlässliche Dienstpläne, Ausfallkonzepte und betriebliche Gesundheitsförderung seien entscheidende Argumente, in die Pflege zu gehen und dort länger zu arbeiten, so Caritas-Pflegereferent Jonas Vorderwülbecke. Dafür sei eine ausreichende Finanzierung Voraussetzung, um einerseits attraktive Gehälter bezahlen und andererseits genügend Pflegekräfte beschäftigen zu können.
Nach aktuellen Zahlen der Bundesagentur bekommen 28.3 Prozent der vollzeitbeschäftigten Altenpflegekräfte einen Niedriglohn. Sind sie nicht bei einem kirchlichen Träger angestellt sondern bei privaten Unternehmen oder Kommunen, werden sie nur zu 20 Prozent tariflich bezahlt. Im Vergleich stehen die Caritas-Mitarbeitenden gut dar, da sich "unsere Tarife am Öffentlichen Dienst orientieren", erklärt Vorderwülbecke. Gegenüber anderen Trägern der Altenpflege verdienten sie nach der Ausbildung ungefähr 350 Euro mehr. Diese Sätze seien auch sicher, denn die Bindung an den Tarif der Arbeitsvertragsrichtlinien (AVR), den Dienstgeber und Dienstnehmer paritätisch aushandeln, erreiche nahezu 100 Prozent.
Eine andere Frage sei, ob diese Vergütungshöhe angesichts der besonderen Erschwernissen des Berufs angemessen ist, so der Caritas-Mitarbeiter. Patienten und Bewohner müssten rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr versorgt werden. Kürzere Verweildauern im Krankenhaus und immer mehr chronische Erkrankungen der Menschen erhöhten fachliche Anforderungen und Arbeitsdruck.
Gesellschaftlich müsse diskutiert werden, "wieviel uns eine hochwertige Versorgung, Betreuung und Begleitung, alter, kranker und behinderter Menschen wert ist", sagt Vorderwülbecke. Das spiegle auch die Höhe der Entlohnung wider.
083/2020 (hgw) 26. August 2020