Akademiker fnden sich zu 2,7 Prozent in der Arbeitslosenstatistik NRW, Geringqualifzierte dagegen zu 22,7 Prozent. "Nur mit Aus- und Weiterbildungen können wir ihre Chancen erhöhen", erklärt der münstersche Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann. Doch davon wird diese Gruppe der Arbeitslosen weitgehend ausgeschlossen.
Die landesweite Tendenz bestätigt sich in der Diözese Münster, wie der aktuelle Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege NRW zeigt. Die Spanne reicht von 11,6 Prozent Arbeitslose ohne Ausbildung im Kreis Coesfeld, der ohnehin mit der niedrigsten Quote von drei Prozent praktisch Vollbeschäftigung melden kann, bis zum Kreis Recklinghausen mit 31,9 Prozent. Dort liegt auch die Zahl der Arbeitslosen ingesamt am höchsten mit über zehn Prozent. Aber immer müssen sich Akademiker praktisch keine Sorgen um Beschäftigung machen. Selbst im Kreis Recklinghausen sind es nur 2,5 Prozent, im Kreis Steinfurt gerade mal 1,4 Prozent und den niedrigsten Wert vermeldet wiederum Coesfeld mit 1,3 Prozent.
70 Prozent der arbeitslosen Hartz IV-Empfänger können keine schulische oder betriebliche Ausbildung vorweisen. Ihnen werden vornehmlich Bewerbungstrainings und andere aktivierende Maßnahmen angeboten. Was sie benötigten, wären jedoch Maßnahmen zur Berufswahl,Berufsbildung und beruflichen Weiterbildung, so Kessmann. Im Hartz IV-System entfiel darauf für länger Arbeitslose nur jede 16. Fördermaßnahme, in der Arbeitslosenversicherung hingegen jede vierte: "Es ist absurd, wenn genau da, wo die Not am größten ist, am wenigsten investiert wird".
Das sind für Kessmann Verfehlungen in der Arbeitsmarktpolitik über viele Jahre. Nicht zuletzt angesichts des Fachkräftemangels müsse genauer auf die Wünsche und Talente von Menschen geschaut werden, auf handwerkliches Geschick und Kreativität zum Beispiel. Das gelte es zu fördern. Notwendig sei eine umfassende Unterstützung, um fehlende Schulabschlüsse oder schlechte Deutschkenntnisse auszugleichen. Eine nachholende Berufsausbildung oder eine Weiterbildung, die zu einem Abschluss führt, "sind auch wichtige Bausteine zur Integration von Migranten", erklärt Kessmann.
015/2018 (hgw) 13. März 2018