Das Wie bleibt der Offenen Ganztagsbetreuung (OGS) überlassen. Ulla Bünnagel, die diesen Bereich für 15 Grund- und vier weiterführenden Schulen bei der Caritas Moers-Xanten leitet, freut sich einerseits für die Kinder und ihre Eltern, aber ärgert sich über den kurzen Vorlauf. Schon in normalen Zeiten sei die personelle Situation angespannt. Bei der jetzt geforderten Aufteilung der Kinder in Gruppen reiche es an vielen Standorten absolut nicht mehr.
Das Personalproblem bestätigt Christina Kleinfenn bei der Caritas Münster. "Wir haben ein offenes Konzept in Kinderhaus," erklärt sie. Die Kinder meldeten sich vor Corona an, gingen essen und suchten sich dann frei ein für sie passendes Angebot in den Räumen der OGS. Das gehe natürlich nicht mehr. Trotzdem werde das neue Gruppenkonzept passen, aber nur "weil weniger Kinder kommen werden, als eigentlich einen Anspruch hätten", erklärt Kleinefenn.
Sigrid Schmeddes im Diözesancaritasverband freut sich, dass die OGS jetzt wieder Kinder nachmittags fördern könne. Es gehe nicht allein um Betreuung. Zu wenig Betreuungskräfte sieht sie aber als Problem in fast allen Offenen Ganztagsgrundschulen. In der Krise werde offensichtlich, dass die OGS allen politischen Protesten zum Trotz ein Stiefkind geblieben und nur dann gut ausgestattet sei, wenn finanzkräftige Kommunen freiwillig mehr Geld bewilligten.
Dass die Gruppeneinteilung erforderlich ist, stellt Ulla Bünnagel nicht in Frage: "Es macht keinen Sinn, die Kinder morgens zu trennen und nachmittags durcheinander wirbeln zu lassen". Aber wenn wie in St. Peter zum Beispiel alle 200 Kinder zurückkommen wollen, "haben wir ein echtes Problem", sagt die Caritas-Mitarbeiterin. Schwierig wird es auch für die Kinder in der bisherigen Frühbetreuung vor Beginn des Unterrichts, weil sie aus verschiedenen Klassen stammen. Die sei jetzt so auch nicht mehr möglich.
Üblicherweise starten die Kinder nach dem Unterricht mit dem gemeinsamen Mittagessen in die Nachmittagsbetreuung. Acht bis zehn Gruppen getrennt und hintereinander essen zu lassen, sei natürlich nicht möglich, ist Ulla Bünnagel klar. Alternativen können aus ihrer Sicht nur Lunchpakete oder selbst mitgebrachtes Essen sein.
Zwei weitere Wochen bewährte Notbetreuung und ein gut vorbereiteter Neustart nach den Sommerferien hätten aus Sicht von Bünnagel mehr Sinn gemacht. Sie ärgert sich, "dass seit drei Monaten bevozugt freitags neue Weisungen aus dem Schulministerium kommen, die kurzfristig umgesetzt werden müssen". Einmal mehr hinterlassen sie viele Fragezeichen und überlassen den Leitungen vor Ort die Verantwortung, kritisiert Schmeddes.
056/2020 (hgw) 10. Juni 2020