Im Notfall bekommt sie innerhalb eines Tages eine Zusage für die Hilfe oder kann bis zu 100 Euro gleich einen Scheck schreiben. Die Schwangerschaftsberaterin beim Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Münster schätzt diese weit gespannten und direkten Unterstützungsmöglichkeiten, die andere Hilfetöpfe nicht bieten. Vor 40 Jahren hat Bischof HeinrichTenhumberg die Kommission gegründet, die auch für die Verwaltung des Bischofsfonds zuständig ist. Allein im vergangenen Jahr hat sie mit ihrem Vergabeausschuss über 1.835 Anträge beraten und 1,2 Millionen Euro bewilligt.
Während Anträge an die Bundesstiftung Mutter und Kind nur bis zur Geburt gestellt werden können, hilft der Bischofsfonds beispielsweise noch bis zum Alter von drei Jahren der Kinder. Und damit "auch Frauen, die vor der Geburt nichts von der Schwangerschaftsberatung gehört haben," erklärt Barbara Schwarte. Gerade hat sich eine Flüchtlingsfamilie aus Syrien an sie gewandt, die in einem Flüchtlingsheim untergekommen ist, aber nur eine "geringe Hilfe" vom Sozialamt bekommen hat.
Finanzielle Not ist der häufigste Grund für Frauen und Familien, sich an die Schwangerschaftsberatung zu wenden. Mehr als die Hälfte leben von Arbeitslosengeld II und weitere mit einem vergleichbar niedrigen Einkommen. Ihnen fehlt, so Schwarte, das Geld für die Erstausstattung, den Kinderwagen oder das Bett. "Mit guten Worten allein ist da nicht zu helfen", sagt die Sozialarbeiterin. Möglich ist an Hilfe aus dem Bischofsfonds Vieles im Einzelfall - "wenn die Notlage im Zusammenhang mit der Schwangerschaft steht und der Antrag gut begründet werden kann", so Schwarte. Was die Situation eben so erfordert und da erlebt sie immer neue Notlagen. So sei zum Beispiel auch die Finanzierung einer Kinderbetreuung für eine Studentin möglich, damit die ihre Chance auf den Studienabschluss wahre.
Übernommen werden - wenn es keine andere Möglichkeit gibt - auch Mietkautionen, denn "praktisch alle müssen schwangerschaftsbedingt in eine größere Wohnung umziehen", sagt Schwarte. Dafür gibt es aber nur einen kleinen Zuschuss vom Jobcenter. Selbst wenn die Miete nur wenige Euro über dem vorgesehenen Satz liege, werde aber keine Kaution gezahlt. Entsprechende Wohnungen gerade in Münster zu finden, sei allerdings schwierig.
Ein zunehmend wunder Punkt sind die Energiekosten. Die steigenden Preise treffen ihre Klientinnen besonders hart, denn sie können sich selten neue, energiesparende Geräte leisten, sind überwiegend zuhause und müssen für ihre kleinen Kinder entsprechend heizen in oft alten, schlecht isolierten Wohnungen. Begrenzt kann hier der Bischofsfonds auch helfen.
Im Durchschnitt sind es immer relativ geringe Summen. 675 Euro waren es im vergangenen Jahr. Was Barbara Schwarte aus der praktischen Erfahrung bestätigen kann. 2.000 Euro war der höchste Betrag, den sie mal beantragt hat. Es soll eine Nothilfe bleiben, um die akute Situation zu bewältigen. Dann schauen die Beraterinnen, wie das Leben mit Kind dauerhaft stabilisiert werden kann. Deswegen, so die SkF-Mitarbeiterin, "lassen wir auch Familien mit älteren Kindern nicht im Regen stehen". Wenn notwendig werden sie an weitere Dienste des SkF oder der Caritas vermittelt: "Wir müssen sehen, wie wir die Situation langfristig lösen."
Besonders am Herzen liegt Schwarte dabei die Qualifizierung, denn viele ihrer Klientinnen haben keine Ausbildung und damit kaum eine Perspektive, eigenständig ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Aber der Bischofsfonds ist keine Dauerhilfe.
Ohnehin wird er immer mehr strapaziert und ist deswegen in diesem Jahr bereits um 50.000 Euro aufgestockt worden, um den steigenden Hilfebedarf aufzufangen.
079-2014 11. September 2014