Der Erste Weltkrieg verschärfte die Situation. "Ein Zufall war es nicht, dass gerade 1916 der Caritasverband für die Diözese Münster gegründet wurde", erklärt Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann. Gemeinsam mit dem Vorsitzenden, Domkapitular Josef Leenders, stellte er am Montag in Münster die geplanten Punkte der Jubiläumsfeierlichkeiten vor.
Den roten Faden darin erläuterte Leenders: "Wir möchten aufzeigen, wie die vielen engagierten haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter vor Ort gemeinsam mit dem Diözesancaritasverband die soziale Arbeit immer wieder an die aktuellen Erfordernisse der Zeit angepasst haben". Unverändert sei geblieben, dass die Caritas sich als "Anwalt für die benachteiligten Menschen" verstehe.
"Menschen bewegen die Caritas", sagte Kessmann. Deshalb habe man die Geschichte nicht chronologisch in einer Festschrift aufarbeiten lassen. Stattdessen seien beispielhaft 16 Lebensbilder von der Gründerzeit bis in die jüngere Vergangenheit ausgesucht worden Der Historiker Dr. Bernhard Frings (Dülmen) hat sie in dem im Aschendorff Verlag erschienenen Buch "Menschen bewegen - Caritas" beschrieben.
Zunächst nur von einem kleinen Büro aus koordinierte Kaplan Heinrich Weber als erster Caritassekretär mit einer Schreibkraft die Hilfen gegen die kriegsbedingt verschärfte Not. Infolge der Sozialgesetzgebung in der Weimarer Zeit konnte sich der Verband gut entwickeln, sah sich aber im Dritten Reich Repressalien ausgesetzt, zumal sich der damalige Vorsitzende, Domkapitular Theodor Holling, stark für das Lebensrecht behinderter Menschen einsetzte.
Stark ausgebaut wurden die Dienste der Caritas in der Diözese beginnend um 1960 mit neuen Beratungsstellen und den Sozialstationen, die die Aufgabe der Gemeindeschwestern übernahmen. Etliche örtliche Caritasverbände gründeten sich in dieser Zeit. Parallel damit wuchs die Geschäftsstelle des Diözesancaritasverbandes. Heute vertreten und beraten rund 130 Mitarbeitende in Münster etwa 2.600 Dienste und Einrichtungen, in denen 55.000 Hauptamtliche arbeiten. Ehrenamtlich engagieren sich rund 30.000 Freiwillige.
Bei allem Wandel "bleiben manche Aufgaben", stellte Heinz-Josef Kessmann fest. Wie die Flüchtlinge, die schon zu Zeiten des Ersten Weltkriegs zu betreuen waren. Nach dem Zweiten Weltkrieg galt den Vertriebenen für einige Jahre die Hauptsorge und ganz aktuell "wird uns vor allem die Integration der Flüchtlinge in der nahen Zukunft stark beschäftigen", so Kessmann.
Dabei könne man, auch das habe die Geschichte gezeigt, immer auf die große Bereitschaft der Menschen vertrauen. Auch jetzt hätten sich viele tausend Ehrenamtliche im Bistum gefunden, die spontan mit angepackt hätten und sich jetzt weiter in Patenprojekten, Sprachkursen und Begleitung zu Ämtern darum kümmerten, "dass die Flüchtlinge Fuß fassen können", sagte der Diözesancaritasdirektor. Da zeige sich einmal mehr, dass die Caritas "ein unverzichtbarer Akteur" im sozialen Netzwerk bleibe.
Deutlich werden soll dies auch in den verschiedenen Aktivitäten zum Jubiläum. Los geht es mit dem Pontifikalamt und anschließenden Festakt im Stadttheater Münster am Freitag (24. Juni). Bischof Dr. Felix Genn und Caritas-Präsident Dr. Peter Neher werden im Dom konzelebrieren.
Die Entwicklung der sozialen Arbeit in verschiedenen Tätigkeitsfeldern wird vor allem die "Caritas-Tour" durch die Diözese aufzeigen. Vom 31. August bis 6. September werden Heinz-Josef Kessmann und Domkapitular Josef Leenders mit leitenden Mitarbeitern des Verbandes pro Tag je zwei Verbände oder Einrichtungen besuchen, die ebenfalls auf eine lange Tradition zurückschauen und sich stetig aktuellen Herausforderungen gestellt haben.
Abschluss ist die bundesweite Eröffnung des Caritas-Sonntags am 18. September. Hier ist ebenfalls ein Pontifikalamt mit Bischof und Caritas-Präsident geplant. Im Anschluss wird die Jahreskampagne der Caritas "Mach Dich stark für Generationengerechtigkeit" im Borromäum vorgestellt.
055-2016 (hgw) 20. Ju