Bundesweit gesehen ist die Zahl der Adoptionen von 3886 im Jahr 2012 auf 3791 in 2013 weiter gesunken. "Das ist ein Trend der sich seit mehr als einem Jahrzehnt fortsetzt", sagte Ruhe. Der gesellschaftliche Wandel des Familienbildes, die demographische Entwicklung und neuerdings der Ausbau der Frühen Hilfen für Eltern seien für diesen Rückgang verantwortlich.
Zudem ist die Freigabe eines Kindes zur Adoption noch immer nicht gesellschaftsfähig. Vor allem der Beratungsaufwand nach einer Adoption ist für die Vermittlungsstellen, die sich in Trägerschaft des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) und der Caritas befinden, gestiegen. So kommen volljährige Adoptierte in die Beratung, wenn sie mehr Informationen zu ihrer Herkunft haben oder Kontakt zu ihren leiblichen Eltern aufnehmen möchten. Die Beratung erstreckt sich dabei zunehmend auch auf die Herkunftsfamilien. "In diesem Bereich hat sich die Zahl der beratenen Familien seit 2008 mehr als verdoppelt", weiß Anne Ruhe zu berichten. Einen Rückgang bei der Beratung nach Adoption hält sie deshalb für unwahrscheinlich.
Besonders schlechte Chancen für eine Aufnahme in eine Pflegefamilie oder für eine Adoption haben weiterhin Kinder mit gesundheitlichen Risiken. Vor allem wenn aufgrund des Alkoholkonsums der Mutter ein sogenanntes "fetales Alkoholsyndrom" diagnostiziert wird, sinkt die Bereitschaft, das Kind aufzunehmen. "In solchen Fällen sind keine Prognosen zur Entwicklung des Kindes möglich", erklärt Ruhe einen Teil dieser Entwicklung.
083-2014 jks 8. September 2014