Acht von ihnen aus Ochtrup haben es jetzt mit dem ADFC in Münster gelernt. Zum Abschluss verließen sie ihren Übungsparcours auf dem Schulhof der St. Mauritz Schule und wagten die erste kleine Radtour in ein Café. Das Familienzentrum St. Stephan in Ochtrup war auf dieses zunächst überraschende Thema gestoßen und hatte den Kurs organisiert. Bei der Finanzierung half die Caritas GemeinschaftsStiftung, die diese Idee als eine von zwölf im Rahmen ihres Jahresthemas "Familie im Zentrum" auszeichnete und mit 2.000 Euro förderte.
Sichtlich Spaß macht es an diesem letzten Kurstag. Die Räder im Keller sind mit den Namen der Frauen gekennzeichnet, damit sie nicht jedes Mal neu eingestellt werden müssen. Schnell sind sie hoch geholt und die Teilnehmerinnen drehen noch ein paar Übungsrunden, bis alle soweit sind. Sättel und Lenker werden teilweise doch justiert, denn die Ochtruper Frauen sind nicht die einzigen, die die ADFC-Mitglieder hier im Erwachsenenalter das Radeln beibringen. Wozu nicht allein die Balance gehört, sondern auch Verkehrsregeln und grundlegende Technik.
Zeit spart das Radfahren den Frauen, die bisher alle Wege zur Fuß zurücklegen mussten, zumal viele auch keinen Führerschein haben. Vor allem bedeutet es "ein hohes Maß an Eigenständigkeit", sagt Gudrun Bienbeck, die das Familienzentrum St. Stephan leitet. Und im Münsterland sei es auch ein Schritt der Integration. Was auch eine Kleidungsfrage ist. Anne Neugebauer vom ADFC hat den Frauen zu Hosen geraten - praktisch für das Radfahren und ein Beitrag zu Modernität und mehr Selbstbewusstsein.
Im Rahmen ihrer Projekte für Familien mit Migrationshintergrund bietet das Familienzentrum regelmäßig das "Internationale Frauenfrühstück" an. Dort, so Bienbeck, sei man auf das Thema gekommen, dass die Frauen aus dem Libanon, der Türkei, Kosovo und Albanien nicht Radfahren können.
Video zum Fahrradtraining auf YouTube im Kanal CaritasMS
054-2014 2. Juli 2014