Günter Benning, Redakteur der Westfälischen Nachrichten in Münster, hat damit gute Erfahrungen gemacht und empfahl diesen Ansatz den Geschäftsführern und Vorständen der örtlichen Caritasverbände in der Diözese Münster auf ihrer Frühjahrstagung in Witten.
Die Hintergründe zum zunehmenden Populismus lieferte der emeritierte Politikwissenschaftler Prof. Dr. Wichard Woyke. In Europa gebe es diese Strömung schon seit den 80iger Jahren, in Deutschland habe es bisher an charismatischen Persönlichkeiten in diesem Feld gefehlt. Der zu rasche Wandel durch die Globalisierung habe zu einem Wert- und Orientierungsverlust geführt. Zwar bekundeten 75 Prozent der Deutschen, dass es ihnen gut gehe, aber viele von ihnen haben Zukunftsangst.
Das spiegele sich bei den AFD-Wählern wieder, erklärte Woyke. Sie fürchteten mit knapp 75 Prozent besonders stark die Globalisierung und entschieden sich vor allem aus Enttäuschung für die Partei statt aus Überzeugung, die bei den übrigen Parteien überwiege. Aussitzen, ausgrenzen oder imitieren sah Woyke nicht als erfolgreiche Ansätze, sich mit Populisten auseinanderzusetzen. Er plädierte für eine "Faktenpolitik", die Stärkung des sozialen Zusammenhalts und eine Öffnung der Parteien für die Bürger.
Das Problem dabei benannte Benning: Die klassischen Medien verlören zunehmend an Bedeutung, womit auch eine gemeinsame Informationsbasis verloren gehe. Stattdessen entstünden neue, sich selbst verstärkende Meinungsblasen in den sozialen Medien. Aus eigener Erfahrung sieht der stellvertretende Lokalchef in Münster "eine große Chance darin, im Netz dagegen zu argumentieren". Die neue Facebook-Gruppe "Ich bin hier" zum Beispiel greife ein, "wenn eine Diskussion aus dem Ruder zu laufen" drohe. In kurzer Zeit habe sie 28.000 Mitglieder gefunden.
Benning bekannte, dass dies wohl Mühe mache, aber man mit tatsächlichen Fakten gut bestehen könne. Es zeige sich, dass die Hetzkommentatoren schnell aufgäben, wenn sie Gegenwind spürten. Er empfahl den Caritas-Geschäftsführern, mit ihren Mitarbeitern die Argumente zu erarbeiten. Wichtig sei, "wieder Zivilcourage zu fördern".
026-2017 (hgw) 7. April 2017%3%3