Für die SkF-Geschäftsführerin haben sie es unterstützt mit geringem hauptamtlichen Aufwand geschafft, eine neue soziale Infrastruktur im Quartier und in der Stadt Wesel zu schaffen. Ob es am Jahresende weiter gehen kann, ist allerdings fraglich, äußerte sie ihre Sorgen vor den Vertretern des Diözesancaritasverbandes Münster, die auf ihrer einwöchigen Tour durch den Kreis am Dienstag in Wesel sowohl das MGH als auch das Haus Honnerbach der Caritas-Dinslaken-Wesel besuchten. Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann sieht in der Idee der Mehrgenerationenhäuser ein Stück Zukunft der Sozialarbeit. Es liege in kommunaler Verantwortung, dieses Konzept, das seinen Erfolg als Bundesprojekt nicht zuletzt in Wesel bewiesen habe, zu erhalten.
Das Mehrgenerationenhaus im großen SkF-Gebäude integriert hat nicht nur Außenwirkung gezeigt, sondern auch den Sozialdienst katholischer Frauen verändert, so Oberdorfer. Mit Sorge habe man anfänglich auf die Öffnung der Eltern-Kind-Einrichtung für Eltern mit Behinderung geschaut. Aber, wie die Leiterin berichtete, überwögen die positiven Entwicklungen eindeutig den Verlust an Privatsphäre. Die Bewohner machen in den Gruppen Gruppen mit und "überwinden Hemmschwellen".
Eine besondere Herausforderung sei das MGH für die Hauswirtschaft gewesen. Weil die Azubis keine Stellen fanden, habe man sie selbst eingestellt, sei dadurch aber auch gezwungen gewesen, seine Dienste auf dem freien Markt anzubieten. Die "schwarze Null" zu schaffen sei jedes Jahr aufs neue eine Zitterpartie, bekannte Oberdorfer, bislang aber immer gelungen. Hierdurch habe sich auch das Denken verändert, sei das Bewusstsein dafür gewachsen, dass Sozialarbeit in bestimmten Feldern mit ganz wenig Geld auskommen und dies zum Teil auch selbst erwirtschaften müsse und könne.
Ende des Jahres läuft die Bundesförderung nach einer Verlängerung von fünf auf acht Jahre aus. Das Land Nordrhein-Westfalen lehnt eine Übernahme ab, sieht die Kommunen in der Pflicht. Bislang gebe es jedoch keine positiven Signale aus dem Weseler Rathaus, erklärte Oberdorfer. Diözesancaritasdirektor Kessmann sieht es als wichtige Aufgabe der Caritas, "gesellschaftlichen Zusammenhalt zu organisieren". Dafür brauche es nicht viel Geld, aber ohne gehe es nicht.
Die Vernetzung, die Markenzeichen und Erfolg des Mehrgenerationenhauses ist, ist ebenso das Erfolgsrezept der Jugendhilfe. Im Haus Honnerbach, das die Caritas Dinslaken-Wesel vor einigen Jahren übernommen und inzwischen gründlich renoviert hat, stellten die Mitarbeiter aus den einzelnen Diensten ihre Arbeit vor. Deutlich wurde dabei, wie die verschiedenen Maßnahmen individuell ineinander greifen, um Familien zu stützen und Jugendlichen einen Weg in ein selbständiges Leben zu bahnen. Das erkannte auch Bürgermeisterin Ulrike Westkamp an: "Diese Vielfalt ist sehr wesentlich und trägt zur gesellschaftlichen Entwicklung bei."
Das reicht von den vier stationären Gruppen im Haus selbst und an zwei weiteren Standorten in der Stadt über Erziehungsbeistandschaften und Sozialpädagogischer Familienhilfe bis hin zur Familienpflege und Jugendgerichtshilfe. Anti-Aggressionstraining, eine Gruppe für übergewichtige Jugendliche oder die "Mofa-Frisierer" sind als weitere Angebote entstanden, weil der Bedarf in der Alltagsarbeit offensichtlich wurde.
Heinz-Josef Kessmann sah dies als gutes Zeichen dafür, dass sich die Jugendhilfe im Rahmen des Kinder- und Jugendhilfe-Gesetzes beständig weiter entwickelt. Ohne diese Vernetzung gehe es heute nicht mehr. Gut passe die fröhliche Kinderlärm aus dem benachbarten Kindergarten zum Thema. Möglichst früh und vielfältig müssten die Familien wenn notwendig unterstützt werden.
029/2014 1. April 2014