Die aktuelle Krankenhausplanung des Landes NRW verstärke noch den ohnehin hohen Druck durch ständige, sich teils widersprechende Regelungen von der Bundesebene. "Krankenhäuser dürfen nicht länger ausschließlich als Wirtschaftsunternehmen betrachtet werden", fordert Kessmann. Sie hätten einen eigenen Wert als "Teil der sozialen Infrastruktur, deren Versorgung ihr Auftrag ist".
Gemeinsam mit allen Beteiligten soll in diesem Jahr ein Krankenhausplan erarbeitet werden, der sich nicht mehr an Bettenzahlen sondern an Leistungsbereichen und -gruppen orientiert. Vorgabe von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann ist dabei, dass nicht jede Klinik alle Leistungen bereithalten soll. Grundlage ist ein Gutachten, dass eher eine Über- als Unterversorgung feststellt. Daraus sei eine Tendenz zur Konzentration des Leistungsangebots abzulesen, erklärt Kessmann. Ungelöst bleibe aber die Frage, wie die für einen solchen Prozess notwendigen Investitionskosten refinanziert werden sollten.
Die gesundheitliche Versorgung sei schon heute in ländlichen Regionen "vielfach prekär", so Kessmann. Da seien die konfessionellen Krankenhäuser in der Fläche unverzichtbar. Gerade sie stünden aber unter besonderem Finanzdruck, der durch die ständig neuen Regelungen von der Bundesebene noch verschärft werde. Gleichzeitig kämen die Länder nach wie vor nicht ihren Verpflichtungen nach, notwendige Investitionen zu refinanzieren, so dass dafür ein immer größerer Teil aus Eigenmitteln getragen werden müsse.
Die Caritas habe nicht nur ein großes Interesse am Erhalt ihrer Krankenhäuser, um weiterhin eine wohnortnahe Versorgung zu sichern. In der Diözese Münster gebe es mit über 50 Kliniken fast nur katholische Kliniken. Von der Zahl ihrer Mitarbeitenden seien sie ein wesentlicher Bestandteil der Caritas. Insofern seien sie auch "ein wichtiger Ort von Kirche", sagt Kessmann. Gemeinsam müssten von daher die aktuellen Entwicklungen kritisch bewertet und gemeinsam Handlungsstrategien entwickelt werden.
004-2019 (hgw) 21. Januar 2020