Wie der aktuelle Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege NRW für die Diözese Münster ausweist, zweigt der Bezirk Kleve mit 36 Prozent den größten Anteil aus dem Eingliederungsbudget ab. Dagegen liegt Münster mit sechs Prozent deutlich unter dem Landesschnitt von 16 Prozent. "Was der Verwaltung zugute kommt, fehlt natürlich in der Unterstützung langzeitarbeitsloser Menschen", bedauert Helmut Flötotto, Referatsleiter Soziale Arbeit im Diözesancaritasverband Münster. Seine Forderung: "Hier muss dringend umgesteuert werden."
Ursache sind die seit 2010 verringerten Mittel der Bundesregierung für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen. Die Gelder für die Förderung Langzeitarbeitsloser sind zwischen 2010 und 2015 um 35 Prozent zurückgefahren worden. Das spiegelt sich auf örtlicher Ebene unterschiedlich wider. Teilweise liegen die Regionen in der Diözese Münster weit darüber, Borken beispielsweise mit einem Rückgang von 41 Prozent oder Warendorf und Wesel sogar mit 42 Prozent. Besser sieht es hier in Kleve aus mit einem Minus von 22 Prozent.
Dabei, auch das zeigt der Arbeitslosenreport auf, geht trotz guter Konjunktur die Zahl der Arbeitslosen, die über ein Jahr keine neue Stelle finden, kaum zurück. Rechnet man die Sondereffekte heraus, liegt die ehrlichere Zahl der "Unterbeschäftigten" in diesem November sogar mit 940.000 höher als im Vorjahr mit 909.000. Das, erläutert Flötotto, sind alle Menschen, die tatsächlich arbeitslos sind, aber nicht gezählt werden, weil sie beispielsweise gerade krank geschrieben sind oder an einer arbeitsmarktpolitischen Maßnahme teilnehmen.
Mittelkürzungen und die Umleitung von Geldern für die eigene Verwaltung "führen im Ergebnis zu einer deutlich gesunkenen Aktivierungsquote Langzeitarbeitsloser", kritisiert der Caritas-Mitarbeiter. Im Durchschnitt reichte es nur für 8,3 Prozent und damit jeden zwölften Hartz-IV-Empfänger, um in einem Jahr gefördert zu werden. Wobei es auch da große regionale Unterschiede gibt. Am höchsten liegt die Quote noch in Coesfeld mit 14,2 Prozent, am niedrigsten in Warendorf (5,7 Prozent) und Kleve (5,8 Prozent). Kleve ist noch einmal mehr Spitzenreiter beim Rückgang der Aktivierungsquote. 2011 wurden noch 25,2 Prozent der Langzeitarbeitslosen gefördert.
143-2016 (hgw) 12. Dezember 2016