Die Sorge, dass sie zum "Jobkiller" wird, ist nach Ansicht von Frank Eilers unbegründet: "Je digitaler desto mehr Mensch brauchen wir", erklärte der Keynote-Speaker auf dem 1. Münsteraner Digitalforum der Caritas. Sinnvoll eingesetzt könne die Digitalisierung Freiräume schaffen. Eine weite Palette schon heute verfügbarer Technik erlebten die gut 100 Teilnehmer auf einem Markt der Möglichkeiten und in 13 Workshops.
Wie bei allen neuen Techniken ist für Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann ein ethischer Diskurs notwendig, um Chancen und Risiken abzuwägen. Der Diözesancaritasverband Münster habe deshalb in Form der "7-Digi-Sätze" Leitlinien erarbeitet. Digitale Technik könne einerseits über Sensorik das Risiko des plötzlichen Kindstods vermindern, aber ermögliche andererseits die Überwachung von Paketboten auf ihren Touren. Die Digitalisierung werde die Strukturen der sozialen Arbeit verändern. Beispiele seien dafür die Online-Beratung oder sich gründende Genossenschaften dafür ein gemeinsames Rechenzentrum.
Bevor eine Aufgabe digitalisiert wird, müsse über den Sinn nachgedacht werden, forderte Frank Eilers. Denn ein schlechter Prozess bleibe auch digital ein schlechter Prozess. Unzweifelhaft werde sich die Arbeit verändern. Eilers sieht dabei vor allem die Chancen und ganz neue Möglichkeiten. Eine App berechne in Berlin Routen für Taxifahrer, um auf dem Weg weitere Fahrgäste aufnehmen zu können. Sie sähen sich jetzt eher als "Entertainer" und freuten sich darüber, Menschen zusammen bringen zu können.
Noch wichtiger werde durch die Digitalisierung das lebenslange Lernen. Wobei sich die Herausforderung stelle, Fort- und Weiterbildungen zu organisieren, "ohne schon genau zu wissen, wohin die Entwicklung geht", sagte Eilers Entscheidend für den Erfolg sei die Haltung jedes Mitarbeiters und der Organisation insgesamt.
Notwendig ist aus Sicht von Christoph Bickmann, Vorstand der Darlehnskasse Münster (DKM), eine "noch stärkere Vernetzung". Die Bank des Bistums Münster werde die Verbände und Einrichtungen der Caritas bei der Digitaliserung als Partner weiter begleiten. Als Beispiel für eine Chance der neuen Techniken nannte Bickmann den DKM-Stellenmarkt, der die immer schwierigere Suche nach Fachkräften erleichtere.
Greifbar wurde die Digitalisierung in Themen-Workshops, in denen nicht nur VR-Brillen ausprobiert werden konnten, sondern zum Beispiel auch digitale Hilfsmittel für Menschen mit Behinderungen, die digitale Kommunikation mit Chatbots oder das e-Learning in der Altenhilfe vorgestellt wurden.
86-2019 (hgw) 3. Dezember 2019