Nebenbei sparen sie damit nämlich CO2 ein und der im Zuge der Klimaerwärmung ansteigende Meeresspiegel ist die derzeit größte Sorge der Caritas Tonga. Hier bestätige sich einmal mehr das Motto der Jahreskampagne 2014 der Caritas "Weit weg ist näher, als du denkst." Damit wolle man, so Dr. Oliver Müller, Leiter von Caritas international, aufzeigen "wie unsere Welt zusammenwächst". Auf der Abschlussveranstaltung des Diözesancaritasverbandes Münster trat er dem verbreiteten Eindruck entgegen, "ich kann doch nichts tun". Projektbeispiele aus dem Kreis Coesfeld und Castrop-Rauxel bewiesen das Gegenteil.
Die Klimaerwärmung und die aktuelle Flüchtlingsproblematik sieht Müller aktuell als die größten Aufgaben von Caritas international, dem "Außenministerium" des Deutschen Caritasverbandes. Die Klimafrage sei schwer fassbar, aber für Millionen von Menschen schon spürbar in Form von sintflutartigen Regen und Hagelstürmen in Bolivien beispielsweise. Erwartet werde, dass in wenigen Jahrzehnten 40 Prozent der Landfläche in Afrika nicht mehr für den Maisanbau geeignet sein werde.
Grundsatz von Caritas international sei es jedoch, "Nahrungsmittelhilfe möglichst zu vermeiden", so Müller. Das mache eher abhängig. Mit einfachen Mitteln könnten die Menschen häufig in die Lage versetzt werden, sich selbst zu helfen. Insofern seien die Ziele in den weltweit 160 Caritasverbänden wohl verschieden, aber der Arbeitsansatz in Afrika oder im Münsterland im Prinzip der Gleiche.
Der Stromspar-Check Plus in Kooperation der Gemeindecaritas St. Felizitas in Lüdinghausen und dem Kreiscaritasverband Coesfeld ist Teil eines bundesweit erfolgreichen Projekts der Caritas, in dem mittlerweile 130.000 Haushalte beraten worden sind. Wieviel im Kleinen bewirkt werden kann, machen die Zahlen in Lüdinghausen deutlich: Seit Ende August wurden 29 Familien unterstützt Strom zu sparen. Schon daraus ergibt sich eine Einsparung von 28.000 KWh jährlich oder gut 22Tonnen Kohlendioxid. Dabei steht für die Familien, die auf Hartz-IV-Niveau leben, allerdings die finanzielle Entlastung im Vordergrund.
Dass der Einzelne doch viel bewirken kann, beweist zudem das Projekt Stadtteilmütter der Caritas Castrop-Rauxel. Derzeit begleiten acht Migrantinnen ehrenamtlich Familien mit Migrationshintergrund. Angeboten werden kann so Hilfe in vielen Sprachen und vielfältigem kulturellem Verständnis.
Zunehmend suchen auch Flüchtlingsfamilien bei ihnen Rat. Hier sei es notwendig, eine Willkommenskultur für Flüchtlinge zu schaffen, forderte Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann. Das Problem möge aktuell groß erscheinen. Doch Anfang der 90er Jahre seien die Zahlen weit höher gewesen und gleichzeitig sei es gelungen, tausende von Aussiedlern zu integrieren und die Wiedervereinigung zu bewältigen. Problematisch sei nur, dass zwischenzeitlich die Strukturen zur Aufnahme von Flüchtlingen abgebaut worden seien.
Im Vergleich zu den Nachbarländern Syriens beispielsweise seien die Zahlen in Europa sehr gering, erklärte Oliver Müller. Allein im Libanon seien über eine Million Flüchtlinge offiziell registriert. Erstmals seit dem zweiten Weltkrieg gebe es weltweit mehr als 50 Millionen Flüchtlinge. 90 Prozent davon seien in Ländern der Dritten Welt untergekommen. Da stelle sich die Frage: "Wer trägt tatsächlich die Last?"
In vielen Ländern konzentriere sich Caritas international auf die Binnenflüchtlinge, für die die UN kein Mandat zur Hilfe habe und die deshalb häufig am schlechtesten dran seien. Jetzt gelte es vor allem, sie über den Winter zu bringen. Darauf müsse man jetzt "alle Anstrengungen konzentrieren", sagte Müller. Glücklicherweise sei das Bewusstsein für die Notwendigkeit der Hilfe seit dem Vormarsch des IS im Nordirak spürbar gewachsen. Nachdem es in den ersten beiden Jahren des Bürgerkriegs in Syrien schwierig war, Spenden zu bekommen, "spüren wir jetzt mehr Solidarität".
131/2014 (hgw) 19. November 2014