Zudem beziehen 41 Prozent der unter 25jährigen Arbeitslosen länger als vier Jahre Hartz IV, stellt der am Montag erschienene Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege NRW fest. "Früh abgehängt", kritisiert Münsters Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann und fordert "mehr Fördermaßnahmen, die dem tatsächlichen Bedarf und der besonderen Situation der jungen Menschen gerecht werden." Der bundesweite Rückgang zum Beispiel an berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen zeigt sich auch in der Diözese Münster. Wurden hier im Januar 2011 noch 3.641 junge Erwachsene gefördert, waren es 2015 nur noch 2.643.
Der wachsende Bedarf an Fachkräften wird das Problem nicht lösen, so Kessmann. Auch wenn die Arbeitsmarktlage insgesamt gut sei, benötigten einige Jugendliche und junge Erwachsene nach der Schule Hilfe beim Einstieg ins Berufsleben. Einrichtungen wie die Ausbildungsstätten der Caritas Rheine zeigten, dass es mit individuell angepassten Hilfen gelinge, für praktisch jeden Teilnehmer der Fördermaßnahme eine Berufsperspektive zu entwickeln. Besonders stark sind die Rückgänge bei den berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen in der Diözese Münster in den Kreisen Wesel (416 statt 616), Recklinghausen (608 statt 769) und Warendorf (176 statt 323).
In Nordrhein-Westfalen hat die Arbeitsagentur statt gut 50.000 Jugendliche in 2011 vier Jahre später nur noch 33.554 in allen Maßnahmen gefördert. "Da verwundert es nicht, wenn ein hoher Anteil der arbeitslosen jungen Erwachsenen dauerhaft in Hartz IV abzurutschen droht," folgert Kessmann. Im Juni 2014 bezogen deutschlandweit 220.606 erwerbsfähige Arbeitslose unter 25 Jahren Arbeitslosengeld II. In der Diözese Münster waren das trotz überwiegend guter Arbeitsmarktlage 29.165.
Deutlich höher als NRW-weit ist die Quote der jungen Arbeitslosen in der Diözese Münster, die seit über vier Jahren von Hartz IV leben müssen "und dauerhaft den Anschluss an den Arbeitsmarkt zu verlieren drohen," sagt Kessmann: "47,3 Prozent sind es bei uns gegenüber 41 Prozent bundesweit."
Stärker als ältere Arbeitslose sind die Jüngeren von Sanktionen betroffen. Das, so Kessmann, liege auch daran, dass für sie die Kriterien schärfer gefasst seien. Hier schwankt die Quote zwischen 2,4 Prozent im Kreis Coesfeld und 7,4 Prozent im Kreis Wesel. Insgesamt ist über die Jahre ein Anstieg feststellbar.
025-2015 (hgw) 16. März 2015