Die gestern erschienene Ausgabe der Zeitschrift Caritas in NRW (3/2016) beschäftigt sich im Schwerpunkt mit den OGS in Nordrhein-Westfalen.
Das Land NRW sei gefordert, so Kessmann, "eine angemessene Finanzierungsgrundlage zu gewährleisten - unabhängig vom Finanzstatus der Kommunen und Städte". Derzeit hänge die Qualität der Ganztagsschulen nämlich maßgeblich von freiwilligen Leistungen der Städte und Kommunen ab, kritisiert Kessmann. Große regionale Ungleichheiten bei Finanzierung, Standards und Strukturen seien die Folge.
Auch die Abschaffung der Elternbeiträge sollte nach Auffassung Kessmanns kein Tabu mehr sein, denn "die Beiträge erweisen sich für immer mehr Kinder als Hürde auf dem Weg zur Chancengleichheit", so der Caritasdirektor: "Der offene Ganztag dient nicht nur der reinen Betreuung. Er ist ein Ort des Lebens und des Lernens, somit ein Ort der ganzheitlichen Bildung." Dafür brauche es eine pädagogische Kultur, die die Kinder in ihren Lebensfragen nicht allein lasse. "Die gibt es nicht zu Dumping-Preisen," betont Kessmann.
Hintergrund: Was im Jahr 2003 als Über-Mittag-Betreuung für Kinder berufstätiger Eltern zunächst an den Grundschulen in NRW eingeführt wurde, hat sich längst etabliert und weiterentwickelt. Nicht nur der Bedarf an Betreuung ist weiter gestiegen, sondern vor allem die fachlichen Anforderungen an die Offenen Ganztagsschulen. Sollten anfangs noch Hausfrauen, Sportvereine, Bastelclubs "nach dem Unterricht ein bisschen was mit Kindern" machen, hat sich längst herausgestellt, dass viele Kinder in starkem Maße von zusätzlichen Erziehungs-, Bildungs- und Förderangeboten im Ganztag profitieren.
Dafür braucht es pädagogisch ausgebildete Fachleute, die vor Ort von Ergänzungskräften und Ehrenamtlichen unterstützt werden können. Die Träger - 80 Prozent von ihnen sind den Verbänden der Freien Wohlfahrtspflege angeschlossen, allein die Caritas in NRW ist Träger von über 500 Offenen Ganztagseinrichtungen - leisten mit hohem Einsatz, und Engagement viel fruchtbare Arbeit. Doch mit dieser Entwicklung hat die Finanzierung nicht Schritt gehalten.
060-2016 28. Juni 2016