Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann fordert von der Landesregierung bei allem Verständnis für maximalen Schutz das Leistbare im Blick zu behalten - oder zusätzliches Personal bereitzustellen. Weder reiche die vorgesehene Zahl der Testkits noch die zur Verfügung stehenden Mitarbeitenden. Die Caritas in der Diözese Münster ist Träger von 102 Sozialstationen.
Weil die für die Schnelltests der Mitarbeitenden zusätzliche Personalkapazität fehlt, zudem viele in Teilzeit arbeiten und deshalb auch nicht jeden Tag, hat Kegler pragmatisch zwei Zeitfenster montags und donnerstags dafür festgelegt. Rationalisieren lässt sich das Testen nur bedingt. Nach 15 Minuten zeigt sich das Ergebnis, fünf Minuten später ist es schon wieder verschwunden. "Zwei bis maximal vier Mitarbeitende können wir so parallel testen", erklärt Thomas Kegler, der sowohl die ambulante wie die stationäre Pflege leitet. Er überlegt, ehemalige Mitarbeitende anzusprechen, die in der Rente auf geringfügiger Basis aushelfen könnten.
Die Belastung in der ambulanten Pflege ist ohnehin durch die Schutzverordnungen noch einmal gestiegen, weil bei jedem Besuch eines Patienten als erstes ein Kurzscreening und "je nach Ergebnis gemäß unseres Testkonzepts ein Schnelltest gemacht wird", erklärt Kegler. Bei positivem Ergebnis muss der genauere PCR-Test erfolgen. Ist ein Patient infiziert, werde er natürlich weiter gepflegt, versichert Kegler, dann allerdings am Ende einer Tour in voller Schutzmontur, um eine Übertragung von Patient zu Patient auszuschließen.
Natürlich sei es auch ihm wichtig möglichst viel zu testen, sagt Kegler. Das liege im Interesse der Mitarbeitenden selbst, die in ständiger Sorge lebten, sich anzustecken und das Virus unerkannt trotz durchgängig getragener FFP2-Masken und weiterer Hygienemaßnahmen an Kollegen oder Patienten weiterzutragen. Entsprechend vorsichtig verhielten sie sich privat, was aber die ohnehin hohe psychische Belastung noch einmal verstärke. Dass viele nach einem Dreivierteljahr Pandemie nervlich an Grenzen stießen, hänge sicherlich zudem damit zusammen, dass die Hoffnung auf ein baldiges Ende geschwunden sei.
125-2020 (hgw) 22. Dezember 2020