Im Offenen Ganztag der Cordula-Grundschule Borken-Gemen und an sieben weiteren Standorten in der Diözese Münster sorgt das Projekt "GedankenSprung" mit Bewegung für flinke Köpfe und viel Spaß.
Die Grundschüler hängen an Johanna Schlarmanns Lippen und lauschen der Geschichte, die die Mitarbeiterin des Offenen Ganztag vorliest. Wie gebannt warten sie darauf, dass eine Farbe genannt wird. Erst waren die Spielregeln einfach. War von "roten Ziegeln" die Rede, rannten die Kinder zum roten Plakat am anderen Ende der Sporthalle. Dann wird es abstrakter. Auf dem roten Plakat steht nun "grün", auf einem gelben steht "rot". Plakatfarben und Farbbegriffe werden im Spiel "Farbenlauf" gut durchgemischt und jetzt heißt es, erst denken, dann rennen. Lernen und bewegen ist die Idee des Projekts GedankenSprung.
"Dieses Spiel trainiert die Fähigkeit, weniger schnell abgelenkt zu sein, und hilft langfristig dabei, sich besser zu fokussieren", erklärt Kathrin Aschebrock. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin vom Institut für Sportwissenschaft der Universität Münster ist Fortbildungsleiterin bei GedankenSprung und Expertin für "exekutive Funktionen". Das seien kognitive Fähigkeiten, die entscheidend sind für Lernerfolge, Selbstregulation und einen kontrollierten Umgang mit den eigenen Emotionen, so Aschebrock weiter.
In diesen Fähigkeiten gestärkt zu werden, sei für Grundschüler wichtig, weiß GedankenSprung-Projektleiter Dr. Bernhard Hülsken vom Diözesancaritasverband Münster. Rückmeldungen von Mitarbeitenden des Offenen Ganztags zeigten, Grundschüler hätten zunehmend Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. Hinzu komme, dass die finanziellen Mittel im Offenen Ganztag oft knapp seien. Zu wenig Personal sei daher nicht selten.
"Da müssen wir als Caritas unterstützen", schlussfolgert der Referent für Kinder-, Jugend- und Familienhilfe. GedankenSprung ist nach dem Projekt "Trommelwirbel" und einem speziellen Projekt zur Förderung der Sprache das dritte in einer Reihe, das er im Bistum Münster erfolgreich umsetzt. Dabei setzt Hülsken stets auf kompetente Unterstützung. Durch die Kooperation mit dem Institut für Sportwissenschaft der Universität Münster und dem Willibald-Gebhardt-Institut gewinnt das Projekt an professionellem Hintergrund.
Anfang 2019 startete GedankenSprung mit der Fortbildung von Mitarbeitenden des Offenen Ganztags. Kathrin Aschebrock und ihre Kollegin klärten auf über exekutive Funktionen und Möglichkeiten, diese spielerisch zu trainieren. Richtig spannend wurde es dann in den Sommerferien während einer ersten Praxisphase. Wie kommen die neuen Spiele bei den Kindern an? Das Offene Ganztagsangebot der Cordula-Grundschule Borken-Gemen hat schon früher die "Spiel und Spaß"-AG angeboten, Mitarbeiterin Johanna Schlarmann stellte mit den neuen Inspirationen von GedankenSprung aber fest: "Die Kinder sind total begeistert. Am Anfang war es verwirrend, aber jetzt sind die neuen Spiele viel interessanter, die Kinder sind mittendrin". Und auch der fachliche Hintergrund aus der Fortbildung ist für die Erzieherin bereichernd. Manchmal sei es ganz leicht, bekannte Spiele etwas abzuwandeln, man müsse nur wissen, worauf man achten muss.
Kathrin Aschebrock freut sich, dass GedankenSprung bei Mitarbeitenden und Schülern des Offenen Ganztags gut ankommt "Es ist schön zu sehen, wenn sich das Pflänzchen, das man setzt, entwickelt". Drei Jahre lang begleiten Projektleiter Dr. Bernhard Hülsken und die Expertinnen für exekutive Funktionen die teilnehmenden Mitarbeiter mit Fortbildungen und Coachings. Hülsken hofft, dass das Angebot dann an allen acht Standorten zum festen Bestandteil des Offenen Ganztags geworden ist. Jana wäre wohl dafür. Spiele wie der Farbenlauf gefallen der Zehnjährigen gut. "Wir hatten schon Spiele, da musste man sich sogar noch mehr merken", sagt sie stolz, "das macht immer Spaß".
057-2019 (bü) 9. September 2019