Dieses Motto von 1995, als die Geschäftsführerin der Freiwilligen Sozialen Dienste im Bistum Münster (FSD) mit gerade einmal 45 FSJlern startete, findet sie immer noch passend: "Im Kern soll es ein Bildungs- und Orientierungsjahr für junge Erwachsene sein, einmal etwas anderes für sich ausprobieren", sagt Frank. Die Caritas in der Diözese Münster gehört mit knapp 1.000 Freiwilligen bundesweit zu den größten Trägern von Freiwilligendiensten Die meisten Freiwilligen starten zwar jetzt, besetzt werden können freie Stellen das ganze Jahr über.
Als vor drei Jahren der Bundesfreiwilligendienst den Zivildienst ablöste, herrschte große Verunsicherung, ob es gelingen würde, die jungen Menschen dafür zu gewinnen. Nicht zuletzt der doppelte Abiturjahrgang hat die Sorgen schnell vertrieben. In den nächsten Jahren allerdings erwartet Frank einen Rückgang. Entscheidend sei, dass den Diensten und Einrichtungen klar sei, dass ihnen die jungen Erwachsenen nicht mehr wie im Zivildienst zugewiesen würden, sondern freiwillig kämen und um sie geworben werden müsse. "Wer das begriffen hat, bekommt Nachwuchs und kann FSJ und BFD sehr gut zur Fachkräftegewinnung nutzen", erklärt die Geschäftsführerin.
Gewandelt hat sich Franks Klientel. Der Anteil der Abiturienten ist von 80 Prozent (1995) auf knapp 60 Prozent im letzten Jahr gesunken. Mehr und mehr Hauptschüler kommen, "aber das reicht noch nicht", wünscht sich Frank mehr von ihnen: "Wir benötigen mehr Einsatzmöglichkeiten und Begleitung in technischen und handwerklichen Bereichen, damit die Freiwilligendienste auch für diese Schulabgänger attraktiv sind."
Hinzu gekommen sind durch den BFD die über 27jährigen, kurz "Ü-27". Der älteste BFDler aktuell ist 70 Jahre alt. Das sei für die Bildungsarbeit eine Herausforderung, denn die bisherigen Inhalte passten für sie nicht. Ihre Lebenslagen und Bedürfnisse unterscheiden sich von den unter 27jährigen. Sie benötigten ein Vielfaches an Unterstützung und Begleitung, so Frank. Der Anteil der Älteren beträgt zehn bis 15 Prozent, während er bundesweit bei 40 und in den ostdeutschen Bundesländern sogar bei 80 Prozent liege. Unter den Älteren bezögen zwei Drittel Arbeitslosengeld II. Der Freiwilligendienst biete zwar für ein Jahr eine Perspektive und ein wenig mehr Geld, aber die Eingliederung in den Arbeitsmarkt gelinge dadurch leider nur selten, bedauert Angelika Frank.
Viel Aufwand in der Verwaltung erfordert die Trennung von BFD und FSJ. Problematisch sei dabei vor allem, dass die Förderung des Bundesfreiwilligendienstes deutlich höher liege als beim FSJ und die BFDLer damit für die Einrichtungen attraktiver seien. Frank sieht ebenso Nachteile in der Bildungsarbeit, da eine der fünf Seminarwochen im Jahr für politische Bildung an den ehemaligen Zivildienstschulen reserviert bleibe.
Zudem gebe es hier keine festen Vorgaben für den Bildungsanteil. Stattdessen könnten die Träger sie nach eigenen Kriterien gestalten. Ziel der FSD aber sei, die gleiche Qualität wie im FSJ zu erreichen. Diese Doppelgleisigkeit hätte vermieden werden können, so Frank, wenn FSJ-Dienste auch den Auftrag als Träger für die Durchführung des Bundesfreiwilligendienstes bekommen hätten.
071-2014 (hgw) 30. Juli 2014