Immer mehr digitale Hilfsmittel kommen auf den Markt. Aber welche davon kommen auch an bei alten und pflegebedürftigen Menschen, beleben ihren Alltag und machen es möglich, länger selbstbestimmt zuhause wohnen zu bleiben? Das testet die Caritas in der Diözese Münster derzeit mit zwei "DigitaltenhilfenBOXen". Mit verschiedenen Geräten bestückt werden die Koffer für jeweils zwei Wochen verliehen. "Das Interesse ist ziemlich groß und die Rückmeldungen überwiegend positiv", kann Dr. Gesa Linnemann nach den ersten Monaten des Projekts feststellen.
Linnemann beschäftigt sich neben ihrer Nachwuchsprofessur an der Fachhochschule Münster beim Diözesancaritasverband mit der Digitalisierung der Altenhilfe. Einen Koffer mit Digitalem auszustatten, war eine Idee, die sich mit finanzieller Hilfe der Darlehnskasse Münster (DKM) schnell umsetzen ließ. Die Nachfrage war sofort so groß, dass die DKM gleich nachlegte und ein zweiter Koffer gepackt wurde.
Manche der enthaltenen digitalen Hilfsmittel erleichtern den Alltag, wenn die eigenen Möglichkeiten alters- oder krankheitsbedingt eingeschränkt sind wie zum Beispiel die sprechende Uhr oder eine seniorengerecht groß und kontrastreich beschriftete Tastatur. Besonders wichtig findet Sabrina Raskob, Trainee in der Altenhilfe im Diözesancaritasverband, "Trinki". Wenn man ein gefülltes Glas auf den Untersatz stellt, erinnert er durch rotes Blinken daran, dass es Zeit zum Trinken ist. Danach wechselt die Farbe für einen einstellbaren Zeitraum auf grün.
Gute Erfahrungen haben Tagespflegen und Altenheime vor allem auch mit VR-Brillen gemacht. Dreidimensional können die Bewohner und Tagespflegegäste über Google Maps zu beliebigen Orten reisen und damit Urlaubserinnerungen auffrischen. Daneben werden "Szenarien" angeboten, die zum Beispiel in die Unterwasserwelt führen oder Tiere im Wald erleben lassen. Ohne Probleme finden sich die älteren Menschen mit etwas Anleitung in der digitalen Welt zurecht, ist die Erkenntnis.
Linnemann und Raskob geht es vor allem darum, dass die Mitarbeitenden vor Ort die digitalen Hilfsmittel ausprobieren und überlegen, was im Alltag sinnvoll einsetzbar ist. Unterschiedlich sind da die Meinungen zur Roboter-Katze, die schnurrt und sich bewegt, wenn sie gestreichelt wird. Gedacht ist sie für demenzkranke Menschen. Auf Rückmeldebögen und in einem Logbuch, dass den Koffern beiliegt, können die Erkenntnisse festgehalten und untereinander ausgetauscht werden.
Der Inhalt der Koffer ist dabei nicht festgelegt. Wenn etwas Neues auf den Markt kommt, was sinnvoll sein könnte, wird aufgefüllt oder ausgetauscht. "Der Inhalt soll nur beispielhaft für die digitalen Hilfsmittel stehen", erklärt Gesa Linnemann. Keinesfalls solle eine Produktempfehlung gegeben werden.
Eine neue Idee hat sich aus den Erfahrungen schon ergeben. Weil die VR-Brillen so gut ankommen, werden sie demnächst den Einrichtungen der Altenhilfe im Bistum Münster dauerhaft zum Verleih angeboten werden.
Einen Überblick über die digitalten Hilfsmittel und den Einsatz der VR-Brille im Video:
https://tinyurl.com/Altenhilfe-4-0
016/2020 (hgw) 12. März 2020