Völlig zu unrecht, wie in der Diskussion im Rahmen der Regionaltour des Diözesancaritasverbandes Münster im Kreis Wesel im Altenheim St. Josef der Caritas Moers-Xanten in Kamp-Lintfort auch mit Zahlen belegt werden konnte. 40 Prozent der Bewerbungen bei der Caritas Moers-Xanten kommen aus Familien von Mitarbeitenden. "Also von denen, die es aus praktischer Erfahrung wissen müssen", so Caritas-Geschäftsführer Henric Peeters. Und die Jungen, die es vor kurzem beim Boys Day gewagt hatten, äußerten danach, dass sie sich ein Altenheim ganz anders vorgestellt hätten. Eine Praktikumsanfrage kann Henric Peeters auch schon daraus vermelden.
Entscheidend für die Gewinnung von genügend Fachkräften wird nach Auffassung von Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann in Zukunft sein, die gute Arbeit der Pflege zu belegen und vor allem Angehörige als Unterstützer zu gewinnen. Erklärt werden müsse ihnen auch, warum Pflege die hoch erscheinenden Preise wert sei.
Zudem, so Kessmann, müsse insbesondere bei jungen Männern geworben werden. Die Caritas im Bistum Münster engagiere sich nicht zuletzt deshalb besonders stark im Freiwilligen Sozialen Jahr und im Bundesfreiwilligendienst. Tatsächlich sei sie mit über 500 Plätzen der größte katholische Träger bundesweit. Dies sei der einzige attraktive Zugang für junge Männer, um Erfahrungen in der Sozialarbeit vor der Berufsentscheidung zu sammeln.
Neue Wege beschreitet die Caritas Moers-Xanten nicht nur mit dem Angebot des Boys Day. Als ungewöhnlich aber erfolgreich hat sich ebenso das Angebot erwiesen, Pflegeberufe im kaufmännischen Berufskolleg vorzustellen. Auch da habe es gleich mehrere Interessenten gegeben.
Auch wenn die Arbeitsagentur im Kreis Wesel kein Problem sehe, werde der Fachkräftemangel in der Zukunft dramatisch, wenn nicht bald deutlich gegen gesteuert wird. Darüber waren sich alle Teilnehmer des Fachgesprächs einig. Es mangele zwar derzeit noch nicht an Bewerbern, aber wegen der Unterfinanzierung an Ausbildungsplätzen bei den Fachseminaren. Mit diesen Platzzahlen, so Peeters, könnten die Lücken künftig nicht mehr geschlossen werden, zumal viele Mitarbeitenden sei langen Jahren im Verband arbeiteten und jetzt der Rente näher rückten.
Um in der Konkurrenz bei immer weniger Schulabgängern bestehen zu können, müssen nach Ansicht von Peeters auch Vorurteile ausgeräumt werden. Zum Verdienst zum Beispiel: In der Pflege werde nicht schlecht verdient und gebe es durchaus Aufstiegsmöglichkeiten. Andererseits müsse klar sein, dass es auch in diesem Arbeitsfeld Anforderungen an die Bewerber gebe. "Pflege kann jeder, ist die gängige Meinung", sagte Peters: "Das stimmt nicht".
Die Kompetenzen der Bewerber nehmen eher ab, berichteten mehrere Altenheimleiter und Pflegedienstleitungen. Andererseits seien die Auszubildenden hoch motiviert und blieben gerne nach der Ausbildung. Wenn man als Leitungskraft das entsprechende Vorbild biete, dann seien sie zu begeistern für einen "so vielseitigen Beruf". Wobei jedem, der sich dafür interessiere, bewusst sein müsse: "Pflege ist Haltung, nicht Technik", so eine Pflegedienstleiterin.
032-2014 2. April 2014