Mit entsprechenden Vorerfahrungen aus Altenheimen sollte es gelingen, ist Projektleiterin Nicole Rusche zuversichtlich. Bislang prüft der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) im Wesentlichen nur die Prozess- und Strukturqualität anhand weniger zufällig ausgewählter Patienten. Gemeinsam mit den Kollegen aus der Caritas im Erzbistum Köln und des Paritätischen Wohlfahrtsverbands werden jetzt unter Federführung von Dr. Klaus Wingenfeld im Institut für Pflegewissenschaft (IPW) der Uni Bielefeld neue Evaluationsinstrumente erprobt. Passen sie, könnte der MDK sie künftig für seine Kontrollen nutzen.
Die besondere Herausforderung für die ambulante Pflege sieht Nicole Rusche darin, dass die Situation der Patienten sehr individuell ist und die Pflegemitarbeiter immer nur kurze Kontakte zu ihnen haben. In Altenheimen dagegen sind sowohl Pflegende als auch Bewohner ständig vor Ort. Trotzdem könne auf die Erfahrungen aus dem seit sechs Jahren laufenden Projekt "Ergebnisqualität Münster" aufgebaut werden. Statt auf die Dokumentation wird darauf geschaut, wie es dem Bewohner beim Einzug ging und wie sich sein Allgemeinzustand und Befinden im Lauf der Zeit entwickelt. Die Ergebnisse werden zwischen den Wohngruppen innerhalb eines Heims und zwischen den Einrichtungen verglichen.
In der ambulanten Pflege wird es vor allem darum gehen, die Angehörigen und Patienten zu stärken, damit sie sich möglichst selbst helfen können, erklärt Rusche. Ganz praktisch sollen die Angehörigen sich zum Beispiel in der Wundversorgung unterweisen lassen können oder das rückenschonende Heben lernen. Bei den Patienten soll das Wohnumfeld genau in Augenschein genommen oder ihnen Physiotherapie nach einem Sturz vermittelt werden. Teilweise, so Rusche, werde das auch heute schon gemacht, aber im Rahmen von EQambulant soll es flächendeckend Standard werden.
Entsprechende Schulungen für die Mitarbeiter der 15 teilnehmenden Sozialstationen sind bereits gelaufen. Sie werden jetzt mit interessierten Familien sechs Besuche zur Umsetzung vereinbaren. Rusche verspricht sich von diesem Ansatz, dass die Pflegemitarbeiter "in ihrer Fachlichkeit gestärkt werden".
Das Interesse ist groß. Weit mehr ambulante Dienste hatten sich gemeldet. Doch mehr ist bis zum geplanten Projektende 2018 mit einer halben Stelle nicht zu schaffen. Werden die erhofften Ergebnisse erreicht, sollen natürlich alle Sozialstationen davon profitieren. Einbezogen in das Projekt sind jetzt schon Kollegen aus Paderborn und des DRK, "um die Kooperation untereinander zu stärken", sagt Nicole Rusche.
Beteiligt sind derzeit folgende Sozialstationen:
Deutsches Rotes Kreuz Herne und Wanne-Eickel Soziale Dienste gGmbH
Caritasverband für die Erzdiözese Paderborn:
- CSS Südstadt St. Julian, Paderborn
- Caritas-Sozialstation St. Bonifatius, Paderborn
- Caritas-Sozialstation Herzebrock-Clarholz
- Caritas-Sozialstation Halle
Landescaritasverband Oldenburg:
- St. Pius-Stift, Cloppenburg
- Sozialstation Emsteck-Cappeln
Caritasverband für die Diözese Münster:
- VICA Die ambulante Pflege, Coesfeld
- Caritasverband Emsdetten-Greven
- Caritas Sozialstation Dülmen-Ost
- Caritas ambulante Dienste, Sozialstation Ennigerloh
- Caritas ambulante Dienste, Sozialstation Oelde
- Caritas Mobile Pflege Borken
- Caritasverband Geldern-Kevelaer, CPH Issum
052-2017 (hgw) 25. Juli 2017