Der Trend hat sich im vergangenen Jahr verschärft, weil Jobmessen nicht stattfinden, Praktika abgesagt werden und Arbeitsagenturen schwer erreichbar sind, so Heinz-Josef Kessmann, Direktor des Diözesancaritasverbandes Münster. Die Konsequenz für ihn: "Jobcenter müssen mit kreativen Angeboten die Schulabgänger erreichen und ihnen berufliche Perspektiven aufzeigen."
Das gelte auch in der Diözese Münster, obwohl die Situation hier im Landesvergleich noch recht gut aussehe. In den meisten Bezirken der Arbeitsagenturen wurden im Vergleichszeitraum 2020/21 um die 60 unversorgte mögliche Bewerber gezählt. Lediglich in Recklinghausen, Kleve und Wesel lag die Zahlen mit je rund 150 deutlich höher. Die absolute Zahl in NRW liege zwar mit 6.993 niedriger als im Vorjahr. Das dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Werte bei insgesamt weniger Schulabgängern prozentual höher seien, warnt Kessmann.
Die coronabedingten Einschränkungen haben den Übergang von Schule in den Beruf in mehrfacher Hinsicht erschwert. Berufsberater, Schulsozialarbeiter oder Lehrer waren schwerer erreichbar, so dass Ansprechpartner fehlten. Im Ergebnis meldeten sich vermehrt junge Erwachsene erst gar nicht als ausbildungssuchend. "Dabei sucht der Arbeitsmarkt händeringend nach Fachkräfte", sagt Kessmann. Notwendig seien aufsuchende Angebote auch der Arbeitsagenturen bis in die Sozialräume hinein. Helfen könne zudem, Beratungszeiten in offenen Treffs und anderen Einrichtungen der Jugendhilfe anzubieten.
Wichtig sei wieder mehr Ausbildungsplätze anzubieten. Auf den ersten Blick passten Angebot und Nachfrage recht gut überein. Tatsächlich sei aber ein Überhang an Lehrstellen von 12,5 Prozent erforderlich, damit alle Schulabgänger einen Platz finden könnten. Sowohl regional als auch in den verschiedenen Berufssparten müsse es letztlich passen, so Kessmann.
Als erfreulich bewertet der Diözesancaritasdirektor das hohe Interesse der Schulabgänger in den Bereichen Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung vor allem in den ländlichen Regionen der Diözese Münster, aber auch im Agenturbezirk Recklinghausen. Hier übersteige die Nachfrage teilweise deutlich die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze. Insbesondere sei dies in den Bezirken Coesfeld, Wesel und Warendorf der Fall, während in Münster das Angebot die Zahl der Bewerber übersteige.
Umfangreiches Datenmaterial mit regionalen Zahlen stehen unter www.arbeitslosenreport-nrw.de zur Verfügung.
112-2021 (hgw) 9. Dezember 2021