Ein besonders heftiger Ausbruch erwischte kurz nach Jahresbeginn ihre Einrichtung in Recklinghausen. 26 Bewohner verstarben in dem Altenheim der Caritas, von 30 infizierten Mitarbeitenden sind noch nicht alle wieder genesen, berichtet Haves, die die besondere Einrichtung für 80 Menschen mit schwerer Demenz und geronto-psychiatrischen Erkrankungen leitet. Trotzdem gelingt es ihr und Kollegen in Caritas-Altenheimen in der Diözese Münster, positive Aspekte in der Pandemie zu entdecken, die eine Chance für die Zeit danach bieten.
Es ist nicht vorbei, weder die Ansteckungsgefahr und schon gar nicht die Belastungen der Mitarbeitenden und die psychischen Folgen. Man sei mit einem Psychotherapeuten neulich durchs Haus gegangen, berichtete Mechthild Bücker von der Stiftung St. Josef in Emsdetten. Da sei schon deutlich geworden, wie nah die Mitarbeitenden noch den Tränen seien. Doch auch hier haben sich positive Aspekte ergeben: "Die Kommunikation mit den Angehörigen hat sich deutlich verbessert", hat nicht nur Petra Baumann als Einrichtungsleitung erfahren. Auch andere Teilnehmende des Forums berichten, dass sie den Austausch über Briefe und Newsletter deutlich verstärkt hätten und es sich bewährt habe, ganz offen mit der schwierigen Lage umzugehen. Das solle auf jeden Fall in Zukunft beibehalten werden.
In manchen Kommunen habe sich die Zusammenarbeit mit den Aufsichtsbehörden bewährt oder sogar verbessert. Man habe Einfluss auf Entscheidungen nehmen können und der Rat der Praxis sei gefragt gewesen, erklärte Karl Döring, Vorstand des Caritasverbandes Geldern-Kevelaer.
Während der Rettungsschirm die wirtschaftlichen Sorgen sehr gut aufgefangen haben, sei die hohe Zahl der behördlichen Regelungen schwierig zu bewältigen gewesen. Nach genau einem Jahr habe man 167 Gesetze und Verordnungen gezählt, die teilweise erst freitagabends übermittelt worden seien, aber am Samstagmorgen umgesetzt sein sollten, so Döring. Als Konsequenz habe sein Verband zentral im Krisenstab für alle neun Altenheime die Aufgabe übernommen sie zu sichten und daraus praktische Konsequenzen abzuleiten.
Als positiven Effekt sieht Döring den Schub an Digitalisierung, den die Kontaktbeschränkungen und der Mehraufwand an Bürokratie ausgelöst habe. Zutiefst beeindruckt aber sei er davon, "wie die Teams zusammen- und über sich hinausgewachsen sind".
029-2021 (hgw) 19. März 2021