Der Vorstand der CKD traf sich mit der Caritas-Gruppe aus Ostbevern, um mehr über deren Caritas-Projekt zu erfahren. Christoph Kirchhoff
Ein Modell zur Beantwortung dieser Frage bietet das ehrenamtlich getragene Caritas-Netzwerk der katholischen Pfarrei St. Ambrosius, welches die Ehrenamtlichen dem Vorstand vorstellten.
Als Pfarrer Michael Mombauer vor acht Jahren nach Ostbevern kam, fand er eine Art Laborsituation vor: eine bereits fusionierte Pfarrei mit 7.000 katholischen Christen und keine überkommende Caritas-Tradition, so dass ein Neustart notwendig und zugleich eine große Chance gewesen sei, die Caritas-Arbeit "aus einem Guss" neu aufzustellen.
Ostbevern habe zwar keinen sichtbaren sozialen Brennpunkt, gleichwohl gebe es versteckte Armut. Rund 800 Menschen seien laut Armutsbericht der politischen Gemeinde mit rund 11.000 Einwohnern auf Transferleistungen angewiesen, wissen die Caritas-Mitarbeitenden. Rund die Hälfte von ihnen seien Kunden in der Tafel. "Eine hohe Quote", so Heinz Kock, Koordinator des Tafelladens "Fair-Teiler". Er freue sich darüber, dass sie vergleichsweise viele Menschen in ihrer schambelasteten Situation erreichen.
Auf fünf Säulen beruht derzeit die Caritas-Arbeit in Ostbevern mit über 100 ehrenamtlich Aktiven. Dazu zählen neben dem Tafelladen "Fair-Teiler" das Sozialbüro "Offenes Ohr", die Kleiderkammer, das "Fair-Kaufhaus" mit Möbeln und Hausrat und das Leih-Oma-Projekt "Pro Mama". Aber die Planungen gehen bereits weiter. Als nächstes soll ein Angebot für Flüchtlinge und Asylsuchende geschaffen werden.
Norbert Spangenberg, Mitarbeiter im "Offenen Ohr", betont die gute Vernetzung der Caritas-Projekte etwa zu den Verwaltungen der politischen Gemeinde und des Landkreises, aber auch zu den örtlichen Kindertagesstätten und Schulen. "Wichtig sind die persönlichen Kontakte zu den jeweiligen Funktionsträgern, um schnell pragmatische Lösungen für die ‚Kundschaft’ zu finden" so Spangenberg.
Anne Weitkamp ist die Sprecherin des Koordinationskreises der Caritas-Arbeit, dem die Sprecher der fünf Säulen sowie Vertreter des Pfarreirates und der Pfarrer angehören. "Der Pfarrer ist beratendes Mitglied im Kreis, nicht Sprecher oder Geschäftsführer", betonen die Ehrenamtlichen. Dem stimmt auch Pfarrer Mombauer vorbehaltlos zu. "Das Caritas-Netzwerk muss ein gemeinsames Anliegen der Pfarrei sein." Dazu brauchen die ehrenamtlich Aktiven Selbstständigkeit und Eigenverantwortung. "Entscheidend sind die Festigkeit der Strukturen, damit die Caritas-Arbeit nachhaltig wirken kann und auch weiter funktioniert, wenn die Hauptamtlichen wechseln, so Mombauer.
"Das Modell Ostbevern ist für uns ein ermutigendes Beispiel", erklärt die CKD-Vorsitzende Gerburg Schwering. Es zeige die Möglichkeit, eine neue, funktionsfähige Struktur zu bauen und nachhaltig aufzustellen. Dazu sei es wichtig, dass die Ehrenamtlichen genau den Spielraum bekommen, den sie brauchen. "Wir müssen also neben den vielen Helfenden mit dem Herz auf dem richtigen Fleck künftig verstärkt die ‚taffen’ Ehrenamtlichen finden, die in der Lage sind, Projekte selbstständig zu steuern", so Ulrike Fascher vom Vorstand.
029-2015 (cki) 25.03.2015