Münster
(
cpm
).
Schon allein die Dienste und Einrichtungen der
Caritas in der Stadt Münster überziehen die Stadt mit einem dichten Hilfenetz.
Auch in dieser Beziehung kann sich die Kommune Vergleichen gelassen stellen.
Aber der Spardruck bedroht Bewährtes und in der Praxis tun sich neue Lücken
auf. Diesen Eindruck gewannen die Vertreter des Diözesancaritasverbandes am
zweiten Tag der
Regionenreise
durch die sozialen
Dienste und Einrichtungen Münsters. Der Schwerpunkt lag nach Altenhilfe und
Ehrenamt zum Auftakt bei der Kinder- und Jugendhilfe. Der Caritasverband für
die Stadt Münster zeigte sein Gesamtangebot auf, Besuche in der Kinder- und
Jugendhilfe St. Mauritz und beim Sozialdienst katholischer Frauen (SKF)
folgten. Weiter entwickelt werden müssen aus Sicht der Caritas noch die Frühen
Hilfen. Da sieht
Diözesancaritasdirektor
Heinz-Josef
Kessmann
gute Ansätze, aber jetzt stelle sich die Frage,
"wie es gelingen kann, die Angebote zu verstetigen". Dr. Ralf Kaisen,
Leiter der Kinder- und Jugendhilfe beim Stadtcaritasverband, benannte zudem
noch Lücken, die es zu schließen gelte.
In Fällen von
häuslicher Gewalt oder beispielsweise bei Suchtproblemen werden nach Ansicht
von Kaisen die Kinder noch zu wenig in den Blick genommen "Eigentlich muss
immer gefragt werden, was ist mit ihnen?" Weiter entwickelt werden müssten
die Hilfen auch bei psychischer Erkrankung von Eltern. Hier versuche die
Caritas in der Erziehungsberatung verstärkt Ehrenamtliche einzubinden,
"denn neben der Therapie ist eine Entlastung wichtig". Notwendig
seien zudem Frühe Hilfen bei frühzeitiger oder kurzzeitiger Überforderung. Hier
könne man auch im Rahmen der Projekte "Startzeit" und
"Familienpaten" helfen.
Als großen Vorteil in
Münster sieht sowohl Kaisen als auch sein Kollege Bernhard
Paßlick
,
der die Abteilung "Soziale Beratungsdienste" leitet, dass es kein Problem
sei, genügend und hoch qualifizierte Ehrenamtliche für spezielle Aufgaben zu
gewinnen. Schwierigkeiten bereite dagegen der wachsende Spardruck, der sich zum
Beispiel in der Tendenz niederschlage, schwierige Kinder mit etwas mehr
Betreuung in der Offenen Ganztagsgrundschule zu belassen, statt sie wie bislang
dem Heilpädagogischen Hort anzuvertrauen. Das, so Kaisen, könne bei
"normal schwierigen" Kindern gelingen, bei denen üblicherweise an der
Schützenstraße betreuten Kindern aber sei er sehr skeptisch. Das sei eher aus
"der Hüfte geschossen".
Dem Spardruck
geschuldet ist auch das zunehmende Drängen auf frühzeitigen Auszug, das die
Kinder- und Jugendhilfe St. Mauritz beobachtet. Wenn aber schon 15- und
16jährige in Hilfeplangesprächen nach ihren Vorstellungen für ein
eigenständiges Leben gefragt würden, bedrohe dies oftmals die bisher in
mühsamer Arbeit erzielten Erfolge. Auch mit 18 Jahren seien manche von ihnen
wie viele junge Erwachsene in ihren Familien, nicht dazu bereit und in der
Lage.
Beeindruckt zeigten
sich die Besucher vom Diözesancaritasverband von der Entwicklung und den immer
neuen Ideen des ehemaligen Kinderheims, das sich in Konsequenz des stetig
erweiterten Angebots vor einigen Jahren in Kinder- und Jugendhilfe St. Mauritz
umbenannt hat. Winfrid
Jungkamp
nannte die Zahlen
dazu. In den 27 Jahren als Vorsitzender des Kuratoriums sei die Kinderzahl um
200 Prozent gestiegen, die Mitarbeiterschaft von 75 auf über 200. Dahinter
steckt eine Vielzahl von neuen Angeboten für Familien, die sich aus der in der
Praxis erkannten Not entwickelt haben, wie Geschäftsführer Klemens Richters und
seine Mitarbeiter erläuterten.
034-2013 1. Mai 2013