Als Bischof Heinrich Tenhumberg 1971 den erst 36 Jahren alten Juristen zum Diözesancaritasdirektor berief, war er bundesweit der jüngste. 27 Jahre leitete er die Geschicke des Diözesancaritasverbandes, begleitete den Aufbau und Ausbau vieler neuer sozialer Dienste sowie die Gründung von Ortscaritasverbänden. 1998 wechselte er in den Ruhestand und übernahm Heinz-Josef Kessmann die Geschäftsführung des Verbandes.
Der gebürtige Bocholter machte 1956 sein Abitur am Ratsgymnasium in Münster, um anschließend in der Domstadt und in München Rechts- und Staatswissenschaften zu studieren. Nach Stationen in Berlin und bei der Landesbank in Münster wechselte er in die Dülmener Stadtverwaltung. Dort wurde der damalige Generalvikar Reinhard Lettmann auf den Stellvertreter des Stadtdirektors aufmerksam. Er empfahl ihn Bischof Tenhumberg als Nachfolger von Domkapitular Heinrich Tellen.
Zu den neuen sozialen Diensten, die in seiner Zeit aufgebaut wurden, gehörten unter anderen die Gehörlosenhilfe, Schuldnerberatung, Wohnungslosenhilfe und die Integration von Kindern mit geistiger Behinderung in den Tageseinrichtungen für Kinder. Als Jurist arbeitete er an vielen Sozialgesetzen mit und engagierte sich auf Landes- und Bundesebene, zeitweise als Vorsitzender der Bundesdirektorenkonferenz der Caritas.
Die letzten Jahre seiner Amtszeit waren geprägt von einer neuen Herausforderung. Kürzungen in den Sozialetats oder die Einführung der Pflegeversicherung, die die Pflegedienste der Wohlfahrtsverbände in die Konkurrenz zu gewerblichen Anbietern zwang, erforderten neue Weichenstellungen. Ludger Müer stellte sich dem unter anderem mit der Gründung der Geschäftsstelle für Pflegesatzverhandlungen.
Heinz-Josef Kessmann bescheinigte seinem Vorgänger bei der Verabschiedung im August 1998, auf einer soliden Basis aufbauen zu können: "Die Caritas ist für die Herausforderungen gerüstet". Der damalige Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Hellmut Puschmann, erinnerte an sein Engagement nach der Wende beim Aufbau der Caritas in den neuen Bundesländern. Sein Anliegen sei immer die "Vielfalt in der Einheit" gewesen.
Nach seinem Ausscheiden genoss Ludger das Leben mit der Familie. Seine Hoffnung auf weitere schöne Jahre wurde durch eine schwere Krankheit zunichte gemacht. Aber auch diese Herausforderung nahm er an.
033-2019 (hgw) 30. April 2019