Vor diesem Hintergrund stellt sich dann auch die Frage: "Kann die junge Generation künftige Lasten stemmen?" Sie ist einem kleinen Mädchen mit einer schweren Hantel in den Mund gelegt, eines der Plakat-Motive zur Jahreskampagne 2016, mit der die Caritas das Thema der Generationengerechtigkeit stärker ins Bewusstsein der Gesellschaft rücken will. Aufgegriffen wird das Motto "Mach Dich stark für Generationengerechtigkeit jetzt auch in der neuen Ausgabe der in Düsseldorf erscheinenden Zeitschrift "Caritas in NRW".
Weil immer mehr Menschen immer älter werden, steige der Bedarf an Unterhalt, Pflege und Unterstützung, so Kessmann. Hier seien die jüngeren Frauen und Männer gefordert. Die Älteren verfügten über Gesundheit, Bildung und Erfahrung. Sie könnten und sollten weiterhin ihre produktiven Beiträge in der Arbeitswelt leisten und sich freiwillig engangieren. Die Caritas plädiere zudem dafür, die Teilhabemöglichkeiten von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen durch mehr Bildungsförderung zu stärken.
2060 wird es nur noch halb so viele unter 20-Jährige geben wie Menschen, die 65 Jahre und älter sind. Für einen neuen Generationenvertrag plädiert deswegen der Paderborner Bundestagsabgeordnete Carsten Linnemann (CDU): "Die Niedrigzinsphase und die Pensionsverpflichtungen zwingen zum Handeln". Linnemann fordert einen Abbau von Beschäftigungshürden für Ältere, eine Stärkung der privaten und betrieblichen Altersvorsorge und eine Reform der Beamtenversorgung.
Vor dem missverständlichen Leitbild "Generationengerechtigkeit" warnt hingegen der Kölner Politikwissenschaftler Christoph Butterwegge. Die soziale Scheidelinie in unserem Land verlaufe nicht zwischen Jung und Alt, sondern zwischen Arm und Reich. Butterwegge konstatiert "in der jungen Generation eine wachsende Ungleichheit": Jedes fünfte Kind sei von (Einkommens-)Armut betroffen und lebe in einer "Hartz-IV-Familie". Gleichzeitig habe es noch nie so viele reiche Kinder gegeben wie heute: "Wohlhabende und reiche Eltern verschenken kurz nach der Geburt ihrer Kinder einen Teil ihres Vermögens an sie, um Steuerfreibeträge in Anspruch zu nehmen". Ausdrücklich warnt der Wissenschaftler vor steigender Altersarmut aufgrund sinkender Rentenleistungen.
026-2016 31. März 2016