Infektionsschutzgesetz und Coronaschutzverordnung widersprechen sich in Teilen mit der Allgemeínverordnung-Einrichtungen, Teststrukturverordnung und Landeserlassen zu den Testregeln in Altenheimen. "Wir brauchen eine klare Orientierung", fordert auch Andrea Theßeling, Leiterin des St. Elisabeth-Pflegezentrums in Herten.
Unterschieden wird bei den Vorgaben zum Testrhythmus nach Mitarbeitenden, Besuchern und Bewohnern und dem jeweiligen Impfstatus. Einfach ist es noch bei den ungeimpften Mitarbeitenden. Für sie ist ein täglicher Schnelltest vorgeschrieben. Auch Besucher müssen bei jedem Betreten getestet werden. Aber ob geimpfte Mitarbeitende zwei oder dreimal in der Woche zu testen sind, ist zwischen Infektionsschutzgesetz und Teststrukturverordnung interpretationsfähig. Eigene Testrhythmen gibt es für die Bewohner.
Im Ergebnis sind die 205 katholischen Altenheime in der Diözese Münster neben der Pflege stark belastet, die sich teilweise im Rhythmus weniger Tage ändernden Regelungen kurzfristig und pragmatisch umzusetzen. Auch Andrea Theßeling muss kurz suchen, wo die gerade geltende Leitlinie festgehalten ist. Sie habe mit Corona gelernt, letztlich selbst die Verantwortung zu übernehmen.
Zu Widersprüchen kommen schwer verständliche Vorgaben. Nach wie vor gebe es keine Maskenpflicht für geimpfte oder genesene Besucher, wundert sich Anne Eckert, Referatsleiterin Altenhilfe und ambulante Pflege im Diözesancaritasverband. Wie in Herten hätten die Altenheime der Caritas diese aber selbst wieder eingeführt. Angehörige und Bewohner hätten das auch eingefordert, erklärt Theßeling. Letztlich gehe es darum, "pragmatische Lösungen zu finden, die verständlich bleiben und machbar sind".
Was aufwändig genug ist. Die ad hoc wieder geforderten vermehrten Testungen setzen die Einrichtungen unter Druck. Das in der vergangenen Welle zusätzlich eingesetzte Personal ist nicht mehr da und wolle vielfach in der Regel aus Sorge wegen der hohen Inzidenzzahlen nicht wiederkommen, weiß Eckert aus vielen Rückmeldungen.
Wie die Einrichtungen gut durch die Pandemie kommen können, zeigt sich in Herten. In St. Elisabeth gibt es nur noch eine ungeimpfte Mitarbeiterin, alle anderen haben auch schon Anfang September ebenso wie die Bewohner die dritte Impfung erhalten. Jetzt plant Andrea Theßeling mit dem Hausarzt der Einrichtung weitere Impftermine auch für Lebenspartner ihrer Mitarbeitenden, um "einen weiteren Sicherheitsring um die Einrichtung zu ziehen." Und besonders vorsichtig zu sein, gelte natürlich weiterhin.
109-2021 (hgw) 1. Dezember 2021